Rassismus
schadet
allen
2020 hat sich in Deutschland viel verändert. Beispiel Mobilität: Sie ging im Vergleich zum Vorjahr zeitweilig um 55 Prozent zurück. Auch die Konsumausgaben der privaten Haushalte sanken deutlich. Nur eine Zahl blieb trotz Corona, Lockdown und Co. fast unverändert hoch: die der rassistisch motivierten Übergriffe auf Geflüchtete. Laut Bundesinnenministerium gab es 1.606 verbale und tätliche Angriffe auf Menschen, die in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung gesucht haben. Im Schnitt vier Attacken pro Tag also, bei denen insgesamt 201 Personen verletzt wurden. Hinzu kommen 84 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Erschreckend hohe Zahlen, die dennoch nur die Spitze eines Eisbergs zeigen. Denn längst nicht jeder Vorfall wird angezeigt oder behördlich erfasst; längst nicht jede rassistisch motivierte Tat auch entsprechend benannt und registriert. Zudem geht das Phänomen Rassismus weit über Beleidigungen und Gewalttaten hinaus. Feindliche Einstellungen gegenüber Geflüchteten sind weit jenseits von rechtsextremen Kreisen gesellschaftsfähig geworden. So werten laut der „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2019 54 Prozent der Befragten Asylsuchende ab. Das sind zehn Prozent mehr als noch 2014. Geflüchtete erleben auch strukturellen und institutionellen Rassismus, haben also zum Beispiel Nachteile im Bildungssystem, auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt, weil die hier herrschenden Strukturen sie ausgrenzen. Um dieser Vielschichtigkeit gerecht zu werden, muss der Einsatz gegen Rassismus auf vielen Ebenen und in vielen Formen stattfinden. Eine davon ist bürgerschaftliches Engagement, das Begegnungen zwischen Geflüchteten und Einheimischen schafft, Horizonte erweitert und Integration fördert. Rassismus zerstört das Leben von Menschen – nicht selten im wörtlichen Sinne – und spaltet die Gesellschaft. Das macht den Einsatz gegen ihn so wichtig. Deshalb: Stopp Rassismus mit Engagement! Oder auf gut Kölsch: Arsch huh, Zäng ussenander.
Vom WelcomeWalk
zum WelcomeTalk
Hanno Meyer-Barner engagiert sich seit 2018 für Geflüchtete in Köln. Den Einstieg in die Freiwilligenarbeit fand der Deutsch- und Philosophielehrer über das BarCamp der Kölner Freiwilligen Agentur. Inzwischen unterstützt er mit einem eigenen Projekt Menschen beim Deutschlernen.
Vom WelcomeWalk zum WelcomeTalk. So lässt sich der Weg beschreiben, den Hanno Meyer-Barner in den letzten Jahren gegangen ist. „Ich wollte mich schon länger für Geflüchtete engagieren, wusste aber nicht so richtig, wie“, erzählt er. Also besuchte Meyer-Barner 2018 das BarCamp, das die Kölner Freiwilligen Agentur gemeinsam mit der Melanchthon-Akademie regelmäßig veranstaltet. Dort werden Projekte und Initiativen der Willkommenskultur vorgestellt, bei denen man sich einbringen kann. „Da habe ich dann vom WelcomeWalk erfahren und wusste gleich, dass das zu mir passt“, erzählt er. „Ich bin selber erst 2015 nach Köln gezogen und habe die Stadt damals mit viel Freude und Neugier erkundet. Diese Erfahrung wollte ich gern weitergeben.“ Beim WelcomeWalk spazieren ein Mensch mit und einer ohne Fluchthintergrund gemeinsam durch Köln und lernen sich und die Stadt dabei besser kennen. Die Treffen mit seinem Walk-Partner aus Afghanistan beschreibt Hanno Meyer-Barner als sehr bereichernd. „Ich hatte mir vorher überlegt, wo wir langgehen und was wir uns anschauen könnten. Und auch ein paar Gesprächsthemen vorbereitet“, sagt er. „Aber das wäre gar nicht nötig gewesen. Wir haben spontan zusammen eine Route gefunden, uns gegenseitig neue Dinge gezeigt und über das gesprochen, was uns aufgefallen ist.“ Das sei eine gute Möglichkeit, um ganz nebenbei neue deutsche Wörter zu vermitteln und die eigene Stadt auch selbst mit neuen Augen zu sehen. „Ich bin sehr viel aufmerksamer durch die Straßen gelaufen als sonst, habe viel entdeckt, was ich sonst übersehen hätte, und natürlich auch im Gespräch viel Neues über das Leben als Geflüchteter in Köln erfahren“, sagt Meyer-Barner. Schwierige Momente gab es auch. „Am Rhein zeigte mein Walk-Partner auf einmal auf ein ziemlich kleines Boot und erzählte, dass er mit 70 anderen Menschen auf so einem Schiff über das Mittelmeer gekommen sei“, erzählt Meyer-Barner. „Das hat mich wirklich sehr betroffen gemacht. Natürlich weiß man um diese Geschichten, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man jemanden trifft, der wirklich so etwas erlebt hat.“ Auf schwierige Situationen wie diese werden die WelcomeWalker bei einem Seminar vorbereitet. Wie bei vielen WelcomeWalk-Tandems blieb der Kontakt zwischen Hanno Meyer-Barner und seinem Partner über die drei geplanten Spaziergänge hinaus erhalten. Irgendwann aber brach er ab, weil der Mann aus Afghanistan keine Zeit mehr für Treffen hatte. Eine Erfahrung, mit der Hanno Meyer-Barner gut leben kann. „Es ist doch gut, wenn Geflüchtete hier ihren eigenen Weg finden und keine Unterstützung mehr brauchen“, meint er. Für ihn selbst ist der WelcomeWalk zum Einstieg in ein weiteres Engagement geworden.
Inzwischen berät Meyer-Barner ehrenamtlich Geflüchtete, die sich auf ihre Asylanhörung vorbereiten. Und er hat ein eigenes Format aus der Taufe gehoben: den WelcomeTalk. „Dabei treffen zwei Mitstreiterinnen und ich uns mit Menschen, die Deutsch lernen möchten, in der Stadt und verteilen kleine Sprachaufträge“, erklärt er. „Das können Dinge sein wie ‚Geh in die Buchhandlung und frag nach einer Buchempfehlung‘ oder ‚Frag doch mal die Demonstranten, die gerade vorbeigehen, worum es bei ihrer Demo geht‘. So können die Lernenden ihre Sprachkenntnisse außerhalb eines Kurses ausprobieren und erleben, dass sie damit Erfolg haben.“ Sein Engagement empfindet Hanno Meyer-Barner als Bereicherung, auch wenn nicht alles immer einfach ist. Schließlich werde man oft mit schweren Schicksalen und großen Problemen konfrontiert. Dann sei es wichtig, die richtige Balance zwischen Anteilnahme und Abgrenzung zu finden, meint er. „Mitgefühl nützt niemandem, wenn es zu Überforderung führt und man dann nichts mehr für andere tun kann.“ Diese Balance hat Hanno Meyer-Barner auch mithilfe der Kölner Freiwilligen Agentur gefunden. „Als Freiwilliger ist man hier in einem sehr professionellen Rahmen gut aufgehoben.“
Rassismus
schadet
allen
2020 hat sich in Deutschland viel verändert. Beispiel Mobilität: Sie ging im Vergleich zum Vorjahr zeitweilig um 55 Prozent zurück. Auch die Konsumausgaben der privaten Haushalte sanken deutlich. Nur eine Zahl blieb trotz Corona, Lockdown und Co. fast unverändert hoch: die der rassistisch motivierten Übergriffe auf Geflüchtete. Laut Bundesinnenministerium gab es 1.606 verbale und tätliche Angriffe auf Menschen, die in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung gesucht haben. Im Schnitt vier Attacken pro Tag also, bei denen insgesamt 201 Personen verletzt wurden. Hinzu kommen 84 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Erschreckend hohe Zahlen, die dennoch nur die Spitze eines Eisbergs zeigen. Denn längst nicht jeder Vorfall wird angezeigt oder behördlich erfasst; längst nicht jede rassistisch motivierte Tat auch entsprechend benannt und registriert. Zudem geht das Phänomen Rassismus weit über Beleidigungen und Gewalttaten hinaus. Feindliche Einstellungen gegenüber Geflüchteten sind weit jenseits von rechtsextremen Kreisen gesellschaftsfähig geworden. So werten laut der „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2019 54 Prozent der Befragten Asylsuchende ab. Das sind zehn Prozent mehr als noch 2014. Geflüchtete erleben auch strukturellen und institutionellen Rassismus, haben also zum Beispiel Nachteile im Bildungssystem, auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt, weil die hier herrschenden Strukturen sie ausgrenzen. Um dieser Vielschichtigkeit gerecht zu werden, muss der Einsatz gegen Rassismus auf vielen Ebenen und in vielen Formen stattfinden. Eine davon ist bürgerschaftliches Engagement, das Begegnungen zwischen Geflüchteten und Einheimischen schafft, Horizonte erweitert und Integration fördert. Rassismus zerstört das Leben von Menschen – nicht selten im wörtlichen Sinne – und spaltet die Gesellschaft. Das macht den Einsatz gegen ihn so wichtig. Deshalb: Stopp Rassismus mit Engagement! Oder auf gut Kölsch: Arsch huh, Zäng ussenander.
Vom WelcomeWalk
zum WelcomeTalk
Hanno Meyer-Barner engagiert sich seit 2018 für Geflüchtete in Köln. Den Einstieg in die Freiwilligenarbeit fand der Deutsch- und Philosophielehrer über das BarCamp der Kölner Freiwilligen Agentur. Inzwischen unterstützt er mit einem eigenen Projekt Menschen beim Deutschlernen.
Vom WelcomeWalk zum WelcomeTalk. So lässt sich der Weg beschreiben, den Hanno Meyer-Barner in den letzten Jahren gegangen ist. „Ich wollte mich schon länger für Geflüchtete engagieren, wusste aber nicht so richtig, wie“, erzählt er. Also besuchte Meyer-Barner 2018 das BarCamp, das die Kölner Freiwilligen Agentur gemeinsam mit der Melanchthon-Akademie regelmäßig veranstaltet. Dort werden Projekte und Initiativen der Willkommenskultur vorgestellt, bei denen man sich einbringen kann. „Da habe ich dann vom WelcomeWalk erfahren und wusste gleich, dass das zu mir passt“, erzählt er. „Ich bin selber erst 2015 nach Köln gezogen und habe die Stadt damals mit viel Freude und Neugier erkundet. Diese Erfahrung wollte ich gern weitergeben.“ Beim WelcomeWalk spazieren ein Mensch mit und einer ohne Fluchthintergrund gemeinsam durch Köln und lernen sich und die Stadt dabei besser kennen. Die Treffen mit seinem Walk-Partner aus Afghanistan beschreibt Hanno Meyer-Barner als sehr bereichernd. „Ich hatte mir vorher überlegt, wo wir langgehen und was wir uns anschauen könnten. Und auch ein paar Gesprächsthemen vorbereitet“, sagt er. „Aber das wäre gar nicht nötig gewesen. Wir haben spontan zusammen eine Route gefunden, uns gegenseitig neue Dinge gezeigt und über das gesprochen, was uns aufgefallen ist.“ Das sei eine gute Möglichkeit, um ganz nebenbei neue deutsche Wörter zu vermitteln und die eigene Stadt auch selbst mit neuen Augen zu sehen. „Ich bin sehr viel aufmerksamer durch die Straßen gelaufen als sonst, habe viel entdeckt, was ich sonst übersehen hätte, und natürlich auch im Gespräch viel Neues über das Leben als Geflüchteter in Köln erfahren“, sagt Meyer-Barner. Schwierige Momente gab es auch. „Am Rhein zeigte mein Walk-Partner auf einmal auf ein ziemlich kleines Boot und erzählte, dass er mit 70 anderen Menschen auf so einem Schiff über das Mittelmeer gekommen sei“, erzählt Meyer-Barner. „Das hat mich wirklich sehr betroffen gemacht. Natürlich weiß man um diese Geschichten, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man jemanden trifft, der wirklich so etwas erlebt hat.“ Auf schwierige Situationen wie diese werden die WelcomeWalker bei einem Seminar vorbereitet. Wie bei vielen WelcomeWalk-Tandems blieb der Kontakt zwischen Hanno Meyer-Barner und seinem Partner über die drei geplanten Spaziergänge hinaus erhalten. Irgendwann aber brach er ab, weil der Mann aus Afghanistan keine Zeit mehr für Treffen hatte. Eine Erfahrung, mit der Hanno Meyer-Barner gut leben kann. „Es ist doch gut, wenn Geflüchtete hier ihren eigenen Weg finden und keine Unterstützung mehr brauchen“, meint er. Für ihn selbst ist der WelcomeWalk zum Einstieg in ein weiteres Engagement geworden.
Inzwischen berät Meyer-Barner ehrenamtlich Geflüchtete, die sich auf ihre Asylanhörung vorbereiten. Und er hat ein eigenes Format aus der Taufe gehoben: den WelcomeTalk. „Dabei treffen zwei Mitstreiterinnen und ich uns mit Menschen, die Deutsch lernen möchten, in der Stadt und verteilen kleine Sprachaufträge“, erklärt er. „Das können Dinge sein wie ‚Geh in die Buchhandlung und frag nach einer Buchempfehlung‘ oder ‚Frag doch mal die Demonstranten, die gerade vorbeigehen, worum es bei ihrer Demo geht‘. So können die Lernenden ihre Sprachkenntnisse außerhalb eines Kurses ausprobieren und erleben, dass sie damit Erfolg haben.“ Sein Engagement empfindet Hanno Meyer-Barner als Bereicherung, auch wenn nicht alles immer einfach ist. Schließlich werde man oft mit schweren Schicksalen und großen Problemen konfrontiert. Dann sei es wichtig, die richtige Balance zwischen Anteilnahme und Abgrenzung zu finden, meint er. „Mitgefühl nützt niemandem, wenn es zu Überforderung führt und man dann nichts mehr für andere tun kann.“ Diese Balance hat Hanno Meyer-Barner auch mithilfe der Kölner Freiwilligen Agentur gefunden. „Als Freiwilliger ist man hier in einem sehr professionellen Rahmen gut aufgehoben.“
Die Kölner Freiwilligen Agentur wurde 1997 von engagierten Kölner Bürger*innen gegründet. Unsere Vision ist eine Bürgergesellschaft, geprägt von Menschen, die das öffentliche Leben ihrer Stadt mitgestalten und bereichern. In diesem Sinne fördernd zu wirken, haben wir uns zur Aufgabe gemacht.
KÖLNER FREIWILLIGEN AGENTUR E.V.
Clemensstraße 7 50676 Köln
0221 / 888 278-0
0221 / 888 278-10
info@koeln-freiwillig.de
Die Kölner Freiwilligen Agentur wurde 1997 von engagierten Kölner Bürger*innen gegründet. Unsere Vision ist eine Bürgergesellschaft, geprägt von Menschen, die das öffentliche Leben ihrer Stadt mitgestalten und bereichern. In diesem Sinne fördernd zu wirken, haben wir uns zur Aufgabe gemacht.
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