Ruth Wennemar
ist Pressesprecherin
des „Bürgervereins Eigelstein“
„Das Eigelsteinviertel ist ein großartiger Ort mitten im Herzen von Köln: multikulturell und weltoffen, dabei aber traditionsbewusst und familiär. Hier kennt wirklich noch fast jeder jeden. Allerdings gibt es auch ein paar große Probleme. Dazu gehören Zwangs- und Armutsprostitution auf der Straße, offener Drogenkonsum, Vermüllung, zu viele Autos auf zu wenig Raum und eine sehr hohe Belastung durch den toxischen Rauch, den die Holzkohlegrills einiger Restaurants verursachen. 2016 drohte die Stimmung zu kippen, auch, weil sich viele Anwohner:innen von Politik und Verwaltung im Stich gelassen fühlten. Das Problem der Prostitution wurde zum Beispiel damit abgetan, dass der Eigelstein schon immer ein Rotlichtviertel gewesen sei, da könne man nichts machen. Auf einmal waren im Viertel rechte Sprüche zu hören, es gab Streit. Für meinen Mann und mich war klar, dass wir das nicht einfach hinnehmen wollen. Also sind wir in den Bürgerverein eingetreten, der damals kurz vor der Auflösung stand. Inzwischen haben wir wieder rund 200 Mitglieder, die die Diversität im Viertel sehr gut repräsentieren. Was uns alle verbindet, ist, dass wir sehr gern hier wohnen, das Viertel noch lebenswerter machen und dabei auch Spaß haben wollen.
Wir organisieren regelmäßig sogenannte Veedelstreffs, bei denen Bürger:innen aus dem Eigelsteinviertel mit Politiker:innen und Vertreter:innen der Stadtverwaltung über Probleme und Anliegen diskutieren können. Inzwischen haben wir auch ein Veedelszimmer mitten im Quartier eingerichtet, wo Lesungen, Ausstellungen und Partys stattfinden. Außerdem bietet unser Veedelskümmerer Michael Seffen dort jeden Tag eine Sprechstunde an. Ansonsten ist er auf den Straßen unterwegs, gut erkennbar an seiner lilafarbenen Weste. Er kommt von hier, kennt einfach jeden und ist total kommunikativ. Deshalb fällt es den Leuten leicht, ihn mit Fragen und Problemen anzusprechen. Da kommen dann ganz unterschiedliche Sachen zur Sprache, von „ich habe die Frau Schmitz von nebenan lange nicht gesehen, könnt ihr mal gucken“ bis „mein Anwohnerparkplatz ist immer blockiert, was kann ich tun“. Je nach Anliegen vermittelt Michael den Kontakt zu den zuständigen Behörden oder findet selbst eine Lösung. Typisch Köln ist aus dem Bürgerverein nun auch ein Karnevalsverein entstanden. Und unser Hauptevent, der Weihnachtsmarkt rund um die Eigelsteintorburg, hat mittlerweile schon Tradition. Das Tollste ist: Es wollen so viele Freiwillige an den Ständen mithelfen, dass wir eine Warteliste einrichten mussten.
Unser größter Erfolg bisher ist der autofreie Eigelstein: Seit 2021 ist die Hauptstraße des Viertels eine Fahrradstraße. Viele Anwohner:innen finden das super, aber es gab und gibt auch Gegenwind. Wir wurden auf Social Media beschimpft und in der Presse angefeindet. Das ist natürlich nicht angenehm. Aber wenn man seine Nase rausstreckt und für etwas eintritt, muss man mit solchen Dingen rechnen. Was mir wirklich Sorgen macht, ist, dass viele Menschen nicht zu wissen scheinen, wie unsere Demokratie eigentlich funktioniert. Manche kommen mit einer Anspruchshaltung zu uns, so nach dem Motto: „Sorgt doch mal dafür, dass dieses oder jenes Problem behoben wird.“ Andere werfen dem Bürgerverein vor, dass er nun alles im Viertel bestimme. Das ist natürlich Blödsinn. Wir kennen und nutzen einfach die Gestaltungsmöglichkeiten, die unsere Demokratie ihren Bürger:innen gibt. Die Entscheidung darüber, welche Vorschläge im Viertel umgesetzt werden, fällt im Rat beziehungsweise in der Bezirksvertretung. Ich hoffe, dass wir als Verein ein Vorbild sein können und mehr Menschen durch uns verstehen, wie kraftvoll unsere Demokratie ist. Man ist nicht davon abhängig, wem man sein Mandat gegeben hat, sondern. kann selbst etwas machen. Aber das muss man natürlich auch tun.“
Ruth Wennemar
ist Pressesprecherin
des „Bürgervereins Eigelstein“
„Das Eigelsteinviertel ist ein großartiger Ort mitten im Herzen von Köln: multikulturell und weltoffen, dabei aber traditionsbewusst und familiär. Hier kennt wirklich noch fast jeder jeden. Allerdings gibt es auch ein paar große Probleme. Dazu gehören Zwangs- und Armutsprostitution auf der Straße, offener Drogenkonsum, Vermüllung, zu viele Autos auf zu wenig Raum und eine sehr hohe Belastung durch den toxischen Rauch, den die Holzkohlegrills einiger Restaurants verursachen. 2016 drohte die Stimmung zu kippen, auch, weil sich viele Anwohner:innen von Politik und Verwaltung im Stich gelassen fühlten. Das Problem der Prostitution wurde zum Beispiel damit abgetan, dass der Eigelstein schon immer ein Rotlichtviertel gewesen sei, da könne man nichts machen. Auf einmal waren im Viertel rechte Sprüche zu hören, es gab Streit. Für meinen Mann und mich war klar, dass wir das nicht einfach hinnehmen wollen. Also sind wir in den Bürgerverein eingetreten, der damals kurz vor der Auflösung stand. Inzwischen haben wir wieder rund 200 Mitglieder, die die Diversität im Viertel sehr gut repräsentieren. Was uns alle verbindet, ist, dass wir sehr gern hier wohnen, das Viertel noch lebenswerter machen und dabei auch Spaß haben wollen.
Wir organisieren regelmäßig sogenannte Veedelstreffs, bei denen Bürger:innen aus dem Eigelsteinviertel mit Politiker:innen und Vertreter:innen der Stadtverwaltung über Probleme und Anliegen diskutieren können. Inzwischen haben wir auch ein Veedelszimmer mitten im Quartier eingerichtet, wo Lesungen, Ausstellungen und Partys stattfinden. Außerdem bietet unser Veedelskümmerer Michael Seffen dort jeden Tag eine Sprechstunde an. Ansonsten ist er auf den Straßen unterwegs, gut erkennbar an seiner lilafarbenen Weste. Er kommt von hier, kennt einfach jeden und ist total kommunikativ. Deshalb fällt es den Leuten leicht, ihn mit Fragen und Problemen anzusprechen. Da kommen dann ganz unterschiedliche Sachen zur Sprache, von „ich habe die Frau Schmitz von nebenan lange nicht gesehen, könnt ihr mal gucken“ bis „mein Anwohnerparkplatz ist immer blockiert, was kann ich tun“. Je nach Anliegen vermittelt Michael den Kontakt zu den zuständigen Behörden oder findet selbst eine Lösung. Typisch Köln ist aus dem Bürgerverein nun auch ein Karnevalsverein entstanden. Und unser Hauptevent, der Weihnachtsmarkt rund um die Eigelsteintorburg, hat mittlerweile schon Tradition. Das Tollste ist: Es wollen so viele Freiwillige an den Ständen mithelfen, dass wir eine Warteliste einrichten mussten.
Unser größter Erfolg bisher ist der autofreie Eigelstein: Seit 2021 ist die Hauptstraße des Viertels eine Fahrradstraße. Viele Anwohner:innen finden das super, aber es gab und gibt auch Gegenwind. Wir wurden auf Social Media beschimpft und in der Presse angefeindet. Das ist natürlich nicht angenehm. Aber wenn man seine Nase rausstreckt und für etwas eintritt, muss man mit solchen Dingen rechnen. Was mir wirklich Sorgen macht, ist, dass viele Menschen nicht zu wissen scheinen, wie unsere Demokratie eigentlich funktioniert. Manche kommen mit einer Anspruchshaltung zu uns, so nach dem Motto: „Sorgt doch mal dafür, dass dieses oder jenes Problem behoben wird.“ Andere werfen dem Bürgerverein vor, dass er nun alles im Viertel bestimme. Das ist natürlich Blödsinn. Wir kennen und nutzen einfach die Gestaltungsmöglichkeiten, die unsere Demokratie ihren Bürger:innen gibt. Die Entscheidung darüber, welche Vorschläge im Viertel umgesetzt werden, fällt im Rat beziehungsweise in der Bezirksvertretung. Ich hoffe, dass wir als Verein ein Vorbild sein können und mehr Menschen durch uns verstehen, wie kraftvoll unsere Demokratie ist. Man ist nicht davon abhängig, wem man sein Mandat gegeben hat, sondern. kann selbst etwas machen. Aber das muss man natürlich auch tun.“