
Was bewegt Menschen dazu, ihre Zeit, Kraft und Kreativität für andere einzusetzen – ohne dafür Geld zu erwarten? Freiwilliges Engagement ist ein stiller Motor unserer Gesellschaft. Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich: im Sportverein, bei der Feuerwehr, im Krankenhaus, im Seniorencafé, im Umwelt- oder Tierschutz, bei der Nachbarschaftshilfe oder in politischen und kulturellen Initiativen. Sie schenken Zeit, hören zu, packen an und verändern so das Leben vieler – oft im Kleinen, aber immer mit großer Wirkung. Dieses Engagement verdient nicht nur Anerkennung, sondern auch Aufmerksamkeit. Denn freiwillige Arbeit ist nicht selbstverständlich. Sie lebt von Motivation, Unterstützung und guten Rahmen-bedingungen. Dabei zeigt sich: Engagement ist vielfältig, generationenübergreifend und wandelt sich stetig. Es geht längst nicht mehr nur um klassische Ehrenämter – viele Menschen wollen sich flexibel, projektbezogen und digital einbringen. Auch bei der Kölner Freiwilligen Agentur (KFA) treffen neue Formen des Engagements auf bewährte Strukturen, und beides bereichert einander. Auf den folgenden Seiten richten wir den Blick auf das, was unsere Gesellschaft zusammenhält: den Gemeinsinn. Geschichten und Gespräche zeigen, wie vielfältig und sinnstiftend freiwilliges Engagement ist – und wie sehr es unser Miteinander prägt.
Seit Mai 2024 ist Karolin Hüner die neue Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur (KFA). Ihr Start war herausfordernd: Drohende drastische Mittelkürzungen stellten sie und ihr Team vor große Aufgaben. Im Gespräch mit Anne Burgmer, Journalistin und langjähriges Vorstandsmitglied der KFA, erzählt sie, warum es wichtig ist, jeder Krise etwas Positives abzuringen.

Karolin Hüner ist seit Mai 2024 neue Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligenagentur.
Karolin, warum hast du dich entschieden, dich für die Stelle der Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur zu bewerben?
Ich kann mich noch sehr gut an den Tag meines Vorstellungsgespräches erinnern: Vor dem Termin wusste ich nicht so recht, was mich erwartet. Als ich dann in die Räume der Kölner Freiwilligen Agentur kam, habe ich mich sofort sehr wohl gefühlt, das Gespräch war super interessant und hat Spaß gemacht – das kannte ich so von einem Vorstellungsgespräch nicht. Als ich rausging, war mir sofort klar: Wenn ich die Zusage bekomme, trete ich die Stelle auf jeden Fall an! Die KFA und die Vielfalt der Projekte haben mich tief beeindruckt und begeistert, hier wollte ich dabei sein und mitgestalten!
Wie hast du die KFA vorher wahrgenommen, wie erlebst du sie nun in deiner neuen Position?
Die Kölner Freiwilligen Agentur ist eine bekannte Akteurin in der Stadt.. Das wusste ich, und an diesem Eindruck hat sich auch nichts geändert. Aber wie groß die Hebelwirkung unserer Projekte und Engagierten ist und wie weit wir in die Stadtgesellschaft hineinwirken, war mir vorher nicht so klar. Ein Motivationsgrund für meinen Jobwechsel war unter anderem das agile Arbeiten hier bei der KFA und die kurzen Entscheidungswege. Wir können sehr schnell handeln, entscheiden und einfach machen! Das macht Spaß und motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Ein enormes Pfund ist auch unser hochmotiviertes und professionelles Team: Wir stehen in ständigem Austausch, unterstützen uns gegenseitig und setzen gemeinsame Ideen um. Ich freue mich sehr, ein Teil dieses Teams sein zu dürfen!
Die Debatten über den neuen Haushalt der Stadt Köln waren sehr intensiv und schwierig, weil Kürzungen gerade auch im sozialen Bereich drohten, die auch die KFA betrafen. Wie hast du diese Zeit erlebt? Und welche Konsequenzen hat der neue Haushalt nun tatsächlich für die Projekte der KFA?
Es war ehrlich gesagt eine schreckliche und sehr emotionale Zeit. Wir waren schockiert über den ersten Haushaltsentwurf, den die Stadtverwaltung Mitte November, vier Wochen vor den Weihnachtsferien, veröffentlichte. Wir hatten mit Kürzungen gerechnet und uns natürlich darauf vorbereitet. Aber mit einer Lücke von rund 180.000 Euro für 2025 für die KFA - insgesamt wurden in Köln fünf Millionen Euro im Sozialbereich gekürzt - hatten wir nicht gerechnet. Das hat uns alle geschockt. Drei unserer Projektbereiche waren komplett aus der städtischen Förderung herausgefallen, und mit Zweit- und Drittmitteln allein waren die Projekte nicht zu stemmen. Sie standen alle vor dem Aus.
Das war sicher sehr aufwühlend.
Ich habe in dieser Zeit sehr schlecht geschlafen. Wir alle schwankten immer zwischen Euphorie – wenn zum Beispiel eine gute Nachricht durchsickerte oder wir eine Spende erhalten haben – und großer, existenzieller Sorge.
Was habt ihr sonst noch gemacht, um das Schlimmste zu verhindern?
Wir waren sehr viel auf der Straße in diesen letzten Wochen 2024 – gelebte Demokratie eben. Zudem haben wir die Ratsfraktionen, die das Blatt für uns noch einmal wenden konnten, mit vielen Informationen über die Wirkung unserer Projekte für Köln und auch mit gezielten Wertbeitragsanalysen versorgt. Gleichzeitig sind die Leitungen zu Stiftungen heiß gelaufen, wir haben viele Spendenaufrufe gestartet. Alles innerhalb von vier bis fünf Wochen. Am Ende ist es noch einmal gut gegangen für zwei unserer größeren Projekte: sie sind im Doppelhaushalt der Stadt Köln 2025-2026 noch einmal berücksichtigt worden. Für unsere Vorleseinitiative LeseWelten konnten wir zum Glück so viele Spenden und Stiftungsgelder akquirieren, dass wir trotzdem gut, wenn auch in leicht abgespeckter Form, ins Jahr 2025 gestartet sind.
Wie habt ihr es geschafft, gut durch diese emotionale Zeit zu kommen?
Es war ein enormes Learning und hat unser Team sehr zusammengeschweißt. Immer, wenn eine größere Spendensumme bei uns eingegangen ist, haben wir eine Glocke geläutet und gefeiert. Das war unsere Art, der Krise etwas Positives abzuringen und weiter an unsere Visionen zu glauben. Ich bin sehr zufrieden, dass wir diese Krise letzlich gut überstanden haben. Der vergangene November und Dezember haben aber auch gezeigt: Das Fundraising müssen wir unbedingt professionalisieren und unsere Finanzierungsgrundlagen breiter aufstellen.
Ihr habt euch in dieser Zeit viel Mühe gegeben, den Wert der KFA für die Stadtgesellschaft insgesamt deutlich zu machen. Welche Aspekte sind dir da besonders wichtig?
Die KFA ist eine wichtige stadtgesellschaftliche Akteurin in Köln und in weiten Teilen der Gesellschaft vernetzt. Wir sind Anlaufstelle für Vereine und Initiativen, betreiben Netzwerkarbeit und Wissensmanagement, damit nicht jede Bürgerinitiative alles neu erfinden muss, was es bereits gibt. Unsere Strukturen helfen interessierten Menschen, das Engagement zu finden, das sie erfüllt. Wir sorgen dafür, dass man schnell in sein Engagement kommt und sich nicht durch den Dschungel an Vereinen und Engagement-Möglichkeiten wühlen muss. Damit organisieren wir das Bürgerengagement und füllen natürlich auch Lücken, die die Stadt Köln gar nicht mit hauptamtlichem Personal schließen könnte. Was uns immer sehr freut und zeigt, welche Wirkung unsere Arbeit in Köln hat: Es engagieren sich viele Menschen bei uns, die zum Beispiel im Rahmen der Willkommenskultur in Köln gut aufgenommen wurden, denen Köln gezeigt wurde und die sich willkommen gefühlt haben. Diese Menschen geben jetzt das zurück, was sie selbst erfahren haben und engagieren sich in unseren Projekten. Besser kann es doch gar nicht laufen, oder?
Welche Hoffnungen und Zukunftsvisionen hast du für die KFA?
Wir haben so viele kreative Köpfe hier im Team, da geht immer etwas. Meine Vision für die KFA ist, dass wir weiterhin zukunftsorientierte Antworten auf stadtgesellschaftliche Herausforderungen finden. Köln ist in stetigem Wandel, es gibt immer wieder Entwicklungen oder Trends, die sich durchsetzen. Als Entwicklungsagentur für bürgerschaftliches Engagement sind wir prädestiniert dafür, diese Trends und Entwicklungen in neue Ideen und Projekte umzusetzen. Manchmal macht uns die vergebliche Suche nach Förderer:innen einen Strich durch die Rechnung, aber das hat uns eigentlich noch nie davon abgehalten, dann andere Wege auszuprobieren. Wenn etwas nicht klappt, machen wir es halt anders.
Gibt es neue Projekte, die das Team angehen möchte?
Das Thema Demokratieförderung wollen wir in Zukunft wieder stärker in den Vordergrund rücken. Es schwingt eigentlich in allem mit, was wir entwickeln, aber wir stellen es nicht so prominent in den Vordergrund. Ich glaube, dass wir die Menschen enorm stärken können, wenn wir das in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Die Professionalisierung unserer Öffentlichkeitsarbeit ist auch eine Vision, die wir gemeinsam definiert haben. Uns wird es auch in 20 Jahren noch mit vielfältigen Projekten geben, da bin ich mir sicher!

Adelgund Rönnau (li.) mit ihrer Begleiterin Birgit Jödicke.
Birgit
Jödicke
Engagiert sich seit drei Jahren für DUO – Schöne Stunden für Menschen mit Demenz.
Adelgund
Rönnau
Wird seit zwei Jahren wöchentlich von Birgit Jödicke begleitet.
„Wenn es einem gut geht, sollte man auch etwas zurückgeben - das ist meine Überzeugung. Deshalb habe ich vor drei Jahren die Ausbildung zur Demenzbegleiterin bei DUO gemacht. Ich kann sehr gut mit älteren Menschen umgehen und wollte nach meiner Pensionierung etwas Sinnvolles tun.
Es gibt verschiedene Stadien der Demenz. Im besten Fall können die Erkrankten noch viel selbst machen, so wie Frau Rönnau, die ich seit zwei Jahren begleite. An guten Tagen beginnt mein Besuch mit einer Tasse Tee und wir planen gemeinsam, was wir den Rest des Tages unternehmen. Wir gehen in Ausstellungen, ins Theater oder in die Philharmonie, bummeln durch die Stadt oder machen Ausflüge. An schlechten Tagen schauen wir uns alte Fotoalben an oder hören Musik.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wertvoll solche Unterstützung ist. Ich habe meine Mutter 14 Jahre lang gepflegt und hätte mir eine Entlastung sehr gewünscht. Es ist so wichtig für die Angehörigen, zwischendurch durchatmen zu können. Deshalb tausche ich mich intensiv mit den Kindern aus, denn ich hätte auch nicht gewollt, dass jemand über meinen Kopf hinweg über meine Mutter entscheidet. Ich achte sehr auf Vertrauen und Transparenz, da die Angehörigen ihre Eltern in unsere Obhut geben und das nicht immer leichtfällt.
Ich helfe gerne, es gibt mir das Gefühl, etwas Gutes zu tun - für die Menschen mit Demenz und für die Angehörigen. Und DUO unterstützt mich sehr in meiner Rolle, das kann man gar nicht hoch genug anrechnen. Ich fühle mich gut aufgehoben und werde wertgeschätzt. Denn das Engagement für andere Menschen bereichert nicht nur das Leben derjenigen, die Hilfe brauchen, sondern auch das eigene. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit und eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben.“
„Wenn Birgit kommt, machen wir immer etwas Schönes. Wir mögen die gleichen Sachen: Marktbesuche, Ausflüge in schöne Gärten, Spaziergänge oder einkaufen – das alles macht mir Freude.
Ich liebe Musik, Blumen, Kirchen und den Bauhausstil. Sie ist für alles offen, das finde ich wunderbar. Manchmal gehen wir einfach nur bummeln und genießen die Zeit. Ich mag es, wenn wir zusammen lachen oder alte Lieder hören. Es ist schön, jemanden an meiner Seite zu haben, der mich versteht – an guten und an schlechten Tagen. Wenn sie nicht mehr kommen könnte, wäre ich einfach nur traurig. Ohne sie wäre vieles leerer. Sie bringt Leben in meinen Alltag, gibt mir Sicherheit und das Gefühl, nicht allein zu sein. Manchmal vergesse ich, was ich gerade tun oder sagen wollte – aber sie ist dann da, hilft mir und macht mir keine Vorwürfe. Das tut gut.
Oft fühle ich mich mit meiner Demenz unsicher. Zum Beispiel im Supermarkt, wenn ich an der Fleischtheke nicht sofort sagen kann, was ich möchte. Die Verkäufer:in wird ungeduldig, und ich werde nervös. Dann wünsche ich mir mehr Verständnis und ein wenig mehr Geduld. Ich frage mich dann, warum Birgit so gut mit meiner Krankheit umgehen kann und andere nicht. Ich bin sehr dankbar für ihre Besuche.“

Andreas Schenkel mit Sohn Clemens und Patenkind Ivan (re.).
Andreas
Schenkel
Seit fünf Jahren Pate bei KöKiPAT Kölner Kinder- Patenschaft, seit einem Jahr treffen er und sein Sohn Clemens sich regelmäßig mit Ivan aus der Ukraine.
Ivan
Seit einem Jahr Patenkind bei KöKiPAT Kölner Kinder-Patenschaft.
„Als Ivan das erste Mal von sich aus ein Spiel vorgeschlagen hat, wusste ich: Er fühlt sich wohl. Am Anfang war er zurückhaltend, sprach wenig, beobachtete mehr. Jetzt lacht er, macht Witze, stellt Fragen. Diese Entwicklung zu sehen, ist für mich das Schönste. Am Wochenende holen mein Sohn Clemens und ich Ivan zu Hause ab. Die beiden sind fast gleich alt, das passt sehr gut. Wir haben kein festes Programm, aber immer eine Idee: Mal gehen wir auf den Spielplatz, mal ins Museum oder ins Jump House. Die Kinder lieben auch Flohmärkte – dort können sie handeln üben, und das macht ihnen Spaß. Integration passiert nicht von allein. Ivan lebt mit seiner Familie in Deutschland, aber sein Umfeld bestand lange aus anderen ukrainischen Kindern. Durch unsere Patenschaft bekommt er einen anderen Einblick – in einen deutschen Familienalltag. Wenn wir mal bei uns zu Hause zusammen backen oder einfach am Küchentisch sitzen und reden, sind das kleine, aber wertvolle Momente. Darum geht es: den Kindern Sicherheit geben, sie unterstützen, ohne Druck. Schwierig kann es werden, wenn Familien zu viel erwarten, etwa bei bürokratischen Themen. Da muss man sich klar abgrenzen. Grundsätzlich sehe ich aber nur Vorteile. Ivan wächst an diesen Erlebnissen – und ich auch. Mein Sohn profitiert genauso davon, lernt Offenheit und Empathie im Alltag. Ich kann jedem nur empfehlen, sich zu engagieren. Es braucht keine besonderen Fähigkeiten, nur Zeit und Interesse. Man bekommt viel zurück – und gibt einem Kind wichtige Impulse für die Zukunft.“
„Wenn ich mit Andreas und Clemens zusammen bin, fühle ich mich sehr wohl. Am meisten freue ich mich immer darauf, mit Clemens Fußball zu spielen oder Trampolin zu springen – ich kann sogar schon einen Salto vorwärts! Manchmal backen wir zusammen Pizza, manchmal gehen wir ins Jump House. Selbst wenn wir nur am Flughafen stehen und Flugzeuge beobachten, macht es Spaß. Das werde ich sehr vermissen, wenn das Programm für mich endet. Durch unsere Treffen habe ich viel über das Leben in einer deutschen Familie gelernt. Deutsche fahren zum Beispiel oft nach Italien oder Frankreich in den Urlaub, Ukrainer meist nach Ägypten. Es gibt hier viele Vereine und AGs – in der Ukraine nicht. Und ich habe gemerkt, dass die Menschen hier viele Sprachen sprechen und vegetarisches Essen mögen. Aber mein Favorit ist Currywurst! Doch nicht alles ist leicht. Mit deutschen Kindern zu spielen, fällt mir manchmal schwer. Ich verstehe die Sprache noch nicht so gut und habe außerhalb der Schule kaum Kontakt zu ihnen. Außer zu Clemens – das hilft mir sehr. Er und Andreas bringen mir neue Wörter bei, und dadurch traue ich mich mehr, auf andere Kinder zuzugehen. Ich würde gern in Deutschland bleiben, auch wenn der Krieg vorbei ist. Hier ist vieles neu für mich, aber ich mag es. Es ist moderner, und die Schule ist leichter. In der ersten Klasse lernen wir in der Ukraine schon Dividieren und Multiplizieren, während man in Deutschland noch das Alphabet übt. Die Menschen hier sind freundlich, und man kann sich mehr auf das verlassen, was sie sagen. In der Ukraine ist das nicht immer so. Ich werde sehr traurig sein, wenn das KöKiPAT-Programm für mich endet. Aber ich weiß, dass meine Freundschaft mit Clemens weitergeht. Und das ist ein schönes Gefühl.“

Lesepatin Jana König (li.) mit Schülerin Rojin.
Jana
König
Engagiert sich seit einem Jahr als Vorleserin bei LeseWelten.
Rojin
Schülerin an der GGS Westerwaldstraße, Köln.
„Zu LeseWelten bin ich über ein Praktikum gekommen, das ich im Rahmen meines Studiums der Sonderpädagogik gemacht habe. Dabei war ich auch in ein Projekt eingebunden, bei dem es darum geht, den Kindern spielerisch die zehn wichtigsten Kinderrechte nahezubringen. Es ist spannend zu erleben, wie unsere Methoden bei den Kindern ankommen – und vor allem, wie viel sie schon über Themen wie Bildung, Gleichberechtigung oder das Recht auf eine eigene Meinung und ein sicheres Zuhause wissen. Das zeigt mir, dass Kinder komplexe Themen nicht nur verstehen, sondern auch offen darüber sprechen können. Für mich war das eine wichtige Erfahrung, weil ich dadurch die Scheu verloren habe, solche Themen bei Kindern anzusprechen.
Seit einem Jahr lese ich einmal die Woche an der GGS Westerwaldstraße in Köln vor. In unserer Gruppe sind acht Mädchen aus der 3. und 4. Klasse. Die Atmosphäre ist entspannt, die Mädchen sind neugierig und aktiv. Besonders schön finde ich, dass einige Kinder die Geschichten auf ihr eigenes Leben übertragen und von ihren Familien und Erlebnissen erzählen. Zum Beispiel Rojin, die viele ältere Geschwister hat. Ihre Schwester hat sogar schon ein eigenes Kind, mit dem sie jetzt gemeinsam aufwächst. Ich höre ihr und den anderen Kindern sehr gerne zu – und lerne dabei viel über ihre Welt.
Die Bücher, die wir vorlesen, bringen wir mit, und die Mädchen dürfen selbst wählen, welches Buch gelesen wird. Für das Kinderrechte-
Projekt arbeitet LeseWelten mit dem Kinder- und Jugendliteraturzentrum Jugendstil NRW zusammen. Erfahrene Pädagog:innen stellen speziell für das Projekt Bücherboxen und Materialien zusammen – immer so, dass die Kinder auch eine Auswahl haben. Wir haben auch kleine Rituale und Spiele integriert, damit es Spaß macht und sich nicht nach Schule anfühlt.
Das Engagement und die Sicht der Kinder sind für mich immer wieder inspirierend. Es ist auch schön zu sehen, wie das Vorlesen die Kinder beeinflusst und ihre Welt erweitert. Ich finde, das wird oft unterschätzt – auch vom Staat. Dabei ist Lesen so elementar und kann so einen großen Unterschied machen. Diese Begeisterung zu wecken und die Freude am Lesen zu unterstützen, ist ein echtes Geschenk.“
„Ich freue mich jede Woche auf die Vorlesestunde. Da lesen wir spannende Geschichten und erleben Abenteuer. Ich mag es, wenn Jana uns vorliest, aber auch, wenn wir selbst vorlesen dürfen. Das macht Spaß und ich lerne dabei viel. Zum Beispiel neue Wörter, aber auch, wie sich andere Menschen fühlen oder was man gegen Mobbing tun kann.
Ein Buch mag ich besonders: Die rote Maske. Da geht es um Superheld:innen, Freundschaft und darum, andere nicht auszugrenzen. Das fand ich richtig gut. Ich habe mir vorgenommen, mir das Buch auszuleihen, wenn ich endlich meinen Bibliotheksausweis habe. Am liebsten würde ich die ganze Reihe 'Handbuch der Superhelden' lesen. Ich hab auch viel mehr Lust bekommen, selbst zu lesen, seit ich bei LeseWelten dabei bin. Ein schönes Erlebnis war unser Besuch in der Stadtteilbibliothek in Kalk. Wir durften uns alles anschauen, und der Mann, der uns rumgeführt hat, war sehr lustig. Ich wusste vorher gar nicht, dass es so einen Ort gibt. Jetzt kenne ich ihn und will wieder hin.
Besonders mag ich an den Vorlesestunden, dass wir uns ganz entspannt hinlegen dürfen, und wir können sagen, was wir denken. Niemand wird ausgelacht. Darauf kann ich mich verlassen, das gibt mir Sicherheit. Ich finde es schön, dass wir gemeinsam lesen und über das reden, was uns beschäftigt. Auch wenn ich nicht viele Bücher zu Hause habe, kann ich hier Geschichten erleben. Und manchmal lese ich sogar meinem kleinen Neffen vor. Das ist cool.
Ich denke, Lesen ist wichtig. Weil man dadurch Informationen bekommt, neue Dinge kennenlernt und besser versteht, wie andere Menschen leben und fühlen. Das habe ich auch durch die LeseWelten gelernt.“
Freiwilliges Engagement hält unsere Gesellschaft zusammen. Wie wir es in Zukunft stärken können, weiß Dr. Andrea Walter von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Dortmund.

Dr. Andrea Walter lehrt Politikwissenschaft und Soziologie und forscht zum Thema freiwilliges Engagement.
Rund 29 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich freiwillig. Sie betreuen Kinder im Sportverein, helfen Geflüchteten beim Ankommen, organisieren Nachbarschaftstreffs oder übernehmen Verantwortung in Krisensituationen. Ganz ohne Bezahlung, aber mit Haltung. Und ohne diese Millionen Engagierten würde an vielen Stellen schlichtweg nichts mehr laufen – in ländlichen Regionen, wo öffentliche Angebote oft wegbrechen, aber auch in den Städten und Großstädten, die vielfältige Aufgaben zu bewältigen haben und in denen die Anonymität schnell die Oberhand gewinnt.
„Bürgerschaftliches Engagement hat vielfältige Funktionen für die Gesellschaft und fängt teilweise auf, was der Staat allein nicht mehr leisten kann“, sagt Prof. Dr. Andrea Walter. Sie lehrt Politikwissenschaft und Soziologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Dortmund und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema freiwilliges Engagement. „Es hält soziale Infrastruktur am Leben – vom Besuchsdienst für Senior:innen über das Jugendzentrum bis zum Hallenbad.“ Mehr noch: Es schafft Gemeinschaft, baut Brücken zwischen Generationen, Kulturen und Milieus. „Freiwilliges Engagement ist gelebter Gemeinsinn – und der ist in einer polarisierten Gesellschaft wichtiger denn je“, sagt sie.
Was Menschen bewegen und was sie bewegt
Was treibt Menschen dazu, ihre Zeit und Energie für andere einzusetzen – ganz ohne Bezahlung? „Es ist oft ein Mix aus altruistischen Werten, persönlichem Sinn und sozialem Miteinander“, sagt Dr. Walter. Manche wollen helfen, andere suchen Gemeinschaft, wieder andere wollen erleben, dass ihr Handeln etwas bewirkt.
„Im ländlichen Raum hören wir oft: ‚Wenn ich es nicht mache, macht es keiner.‘ Dieses Verantwortungsgefühl prägt viele Menschen“, sagt Dr. Walter. Engagement wird dort nicht als Extra verstanden, sondern als selbstverständlicher Teil des Miteinanders. Auch in der Stadt gibt es viele Formen des Engagements – von Müllsammelaktionen über digitale Nachbarschaftshilfen bis hin zu interkulturellen Begegnungsorten.
„Was all diese Menschen verbindet, ist der Wunsch, Teil einer lebendigen Gesellschaft zu sein –
und sie mitzugestalten“, sagt Dr. Walter. Engagement stärke nicht nur das Miteinander, sondern auch das Selbstbewusstsein: „Wer sich engagiert, spürt Selbstwirksamkeit – ein unglaublich kraftvolles Gefühl.“
Natürlich gibt es auch Hürden. „Die Vereinbarkeit mit Beruf und Familie ist eine zentrale Herausforderung“, so Dr. Walter. „Menschen wollen sich einbringen, haben aber oft nur begrenzt Zeit.“ Und auch Bürokratie kann ausbremsen: „Viele Engagierte berichten, dass sie sich in Formularen verlieren, statt ihre Ideen umzusetzen.“
Engagement als Zukunftskraft
Für Dr. Andrea Walter steht fest: Engagement hat Zukunft – wenn wir ihm die richtigen Rahmenbedingungen geben. „Es braucht Wertschätzung“, betont sie. Diese könne ganz unterschiedlich aussehen –
von öffentlichem Dank über flexible Strukturen bis zu handfesten Anreizen wie Zeitgutschriften bei den Arbeitgeber:innen. „Gerade in der Daseinsvorsorge – bei Feuerwehr, Flüchtlingshilfe oder Wahlen – müssen wir auch über neue Anerkennungsformen sprechen.“
Gleichzeitig müssten die Engagierten entlastet werden - vor allem von Bürokratie. Auch Arbeitgeber:innen könnten eine größere Rolle spielen: „Einige Unternehmen fördern bereits aktiv das Engagement ihrer Beschäftigten, zum Beispiel über Social Days, bei denen sich Teams einen Tag lang gemeinsam lokal engagieren. Diese Ansätze gilt es weiter zu verbreiten!
Ein besonderer Fokus müsse auch auf Chancengleichheit liegen. Menschen mit Migrationsgeschichte engagieren sich bisher seltener – nicht aus Desinteresse, sondern weil sie sich oft nicht angesprochen fühlen. „Wir müssen Engagement inklusiver und zugänglicher gestalten“, sagt Dr. Walter. „Diversität ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit.“
Eine zentrale Erkenntnis aus aktuellen Studien: Viele Menschen engagieren sich nicht, weil sie sich schlicht noch nie damit beschäftigt haben. „Deshalb braucht es mehr Anlässe zur Auseinandersetzung –
etwa durch pädagogische Konzepte in der Kita, durch Service Learning in Schulen oder politische Bildungsangebote für Erwachsene“, erklärt Dr. Walter. „Engagement sollte nicht etwas sein, das man irgendwann zufällig entdeckt, sondern etwas, das man selbstverständlich kennenlernt.“
Mehr Miteinander wagen
Trotz aller Herausforderungen ist Dr. Andrea Walter optimistisch. „Das Engagementniveau in Deutschland ist seit Jahren bemerkenswert stabil. Es zeigt, dass Menschen Verantwortung übernehmen wollen.“ Gleichzeitig warnt sie vor den Gefahren eines gesellschaftlichen Rechtsrucks und einer verrohenden Debattenkultur. „Engagierte brauchen Rückhalt, wenn sie für demokratische Werte einstehen – gerade auch innerhalb ihrer Organisationen.“
Doch die positiven Wirkungen des Engagements überwiegen enorm. „Es bringt Menschen zusammen, die sonst nie miteinander sprechen würden. Es schafft Räume für Austausch, Toleranz, Verständigung. Und es lehrt uns, Kompromisse zu finden – eine Fähigkeit, die in der Demokratie zentral ist.“
Engagement ist mehr als Hilfe. Es ist ein Ort, an dem Menschen wachsen – über sich hinaus und miteinander. Es ist ein Netz, das trägt, wenn andere wackeln. Und es ist eine Kraft, die unsere Gesellschaft gerade dann zusammenhält, wenn sie auseinanderzudriften droht. „Engagement lebt vom Mitmachen – es liegt an uns allen, daraus eine gemeinsame Stärke zu machen“, bringt es Dr. Walter auf den Punkt.
Ob für Mensch, Tier oder Umwelt – in Köln und darüber hinaus warten über 600 Engagement-Möglichkeiten auf dich. Welches Ehrenamt passt zu dir? Wir helfen dir, es herauszufinden!













Was bewegt Menschen dazu, ihre Zeit, Kraft und Kreativität für andere einzusetzen – ohne dafür Geld zu erwarten? Freiwilliges Engagement ist ein stiller Motor unserer Gesellschaft. Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich: im Sportverein, bei der Feuerwehr, im Krankenhaus, im Seniorencafé, im Umwelt- oder Tierschutz, bei der Nachbarschaftshilfe oder in politischen und kulturellen Initiativen. Sie schenken Zeit, hören zu, packen an und verändern so das Leben vieler – oft im Kleinen, aber immer mit großer Wirkung. Dieses Engagement verdient nicht nur Anerkennung, sondern auch Aufmerksamkeit. Denn freiwillige Arbeit ist nicht selbstverständlich. Sie lebt von Motivation, Unterstützung und guten Rahmen-bedingungen. Dabei zeigt sich: Engagement ist vielfältig, generationenübergreifend und wandelt sich stetig. Es geht längst nicht mehr nur um klassische Ehrenämter – viele Menschen wollen sich flexibel, projektbezogen und digital einbringen. Auch bei der Kölner Freiwilligen Agentur (KFA) treffen neue Formen des Engagements auf bewährte Strukturen, und beides bereichert einander. Auf den folgenden Seiten richten wir den Blick auf das, was unsere Gesellschaft zusammenhält: den Gemeinsinn. Geschichten und Gespräche zeigen, wie vielfältig und sinnstiftend freiwilliges Engagement ist – und wie sehr es unser Miteinander prägt.
Seit Mai 2024 ist Karolin Hüner die neue Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur (KFA). Ihr Start war herausfordernd: Drohende drastische Mittelkürzungen stellten sie und ihr Team vor große Aufgaben. Im Gespräch mit Anne Burgmer, Journalistin und langjähriges Vorstandsmitglied der KFA, erzählt sie, warum es wichtig ist, jeder Krise etwas Positives abzuringen.

Karolin Hüner ist seit Mai 2024 neue Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligenagentur.
Karolin, warum hast du dich entschieden, dich für die Stelle der Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur zu bewerben?
Ich kann mich noch sehr gut an den Tag meines Vorstellungsgespräches erinnern: Vor dem Termin wusste ich nicht so recht, was mich erwartet. Als ich dann in die Räume der Kölner Freiwilligen Agentur kam, habe ich mich sofort sehr wohl gefühlt, das Gespräch war super interessant und hat Spaß gemacht – das kannte ich so von einem Vorstellungsgespräch nicht. Als ich rausging, war mir sofort klar: Wenn ich die Zusage bekomme, trete ich die Stelle auf jeden Fall an! Die KFA und die Vielfalt der Projekte haben mich tief beeindruckt und begeistert, hier wollte ich dabei sein und mitgestalten!
Wie hast du die KFA vorher wahrgenommen, wie erlebst du sie nun in deiner neuen Position?
Die Kölner Freiwilligen Agentur ist eine bekannte Akteurin in der Stadt.. Das wusste ich, und an diesem Eindruck hat sich auch nichts geändert. Aber wie groß die Hebelwirkung unserer Projekte und Engagierten ist und wie weit wir in die Stadtgesellschaft hineinwirken, war mir vorher nicht so klar. Ein Motivationsgrund für meinen Jobwechsel war unter anderem das agile Arbeiten hier bei der KFA und die kurzen Entscheidungswege. Wir können sehr schnell handeln, entscheiden und einfach machen! Das macht Spaß und motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Ein enormes Pfund ist auch unser hochmotiviertes und professionelles Team: Wir stehen in ständigem Austausch, unterstützen uns gegenseitig und setzen gemeinsame Ideen um. Ich freue mich sehr, ein Teil dieses Teams sein zu dürfen!
Die Debatten über den neuen Haushalt der Stadt Köln waren sehr intensiv und schwierig, weil Kürzungen gerade auch im sozialen Bereich drohten, die auch die KFA betrafen. Wie hast du diese Zeit erlebt? Und welche Konsequenzen hat der neue Haushalt nun tatsächlich für die Projekte der KFA?
Es war ehrlich gesagt eine schreckliche und sehr emotionale Zeit. Wir waren schockiert über den ersten Haushaltsentwurf, den die Stadtverwaltung Mitte November, vier Wochen vor den Weihnachtsferien, veröffentlichte. Wir hatten mit Kürzungen gerechnet und uns natürlich darauf vorbereitet. Aber mit einer Lücke von rund 180.000 Euro für 2025 für die KFA - insgesamt wurden in Köln fünf Millionen Euro im Sozialbereich gekürzt - hatten wir nicht gerechnet. Das hat uns alle geschockt. Drei unserer Projektbereiche waren komplett aus der städtischen Förderung herausgefallen, und mit Zweit- und Drittmitteln allein waren die Projekte nicht zu stemmen. Sie standen alle vor dem Aus.
Das war sicher sehr aufwühlend.
Ich habe in dieser Zeit sehr schlecht geschlafen. Wir alle schwankten immer zwischen Euphorie – wenn zum Beispiel eine gute Nachricht durchsickerte oder wir eine Spende erhalten haben – und großer, existenzieller Sorge.
Was habt ihr sonst noch gemacht, um das Schlimmste zu verhindern?
Wir waren sehr viel auf der Straße in diesen letzten Wochen 2024 – gelebte Demokratie eben. Zudem haben wir die Ratsfraktionen, die das Blatt für uns noch einmal wenden konnten, mit vielen Informationen über die Wirkung unserer Projekte für Köln und auch mit gezielten Wertbeitragsanalysen versorgt. Gleichzeitig sind die Leitungen zu Stiftungen heiß gelaufen, wir haben viele Spendenaufrufe gestartet. Alles innerhalb von vier bis fünf Wochen. Am Ende ist es noch einmal gut gegangen für zwei unserer größeren Projekte: sie sind im Doppelhaushalt der Stadt Köln 2025-2026 noch einmal berücksichtigt worden. Für unsere Vorleseinitiative LeseWelten konnten wir zum Glück so viele Spenden und Stiftungsgelder akquirieren, dass wir trotzdem gut, wenn auch in leicht abgespeckter Form, ins Jahr 2025 gestartet sind.
Wie habt ihr es geschafft, gut durch diese emotionale Zeit zu kommen?
Es war ein enormes Learning und hat unser Team sehr zusammengeschweißt. Immer, wenn eine größere Spendensumme bei uns eingegangen ist, haben wir eine Glocke geläutet und gefeiert. Das war unsere Art, der Krise etwas Positives abzuringen und weiter an unsere Visionen zu glauben. Ich bin sehr zufrieden, dass wir diese Krise letzlich gut überstanden haben. Der vergangene November und Dezember haben aber auch gezeigt: Das Fundraising müssen wir unbedingt professionalisieren und unsere Finanzierungsgrundlagen breiter aufstellen.
Ihr habt euch in dieser Zeit viel Mühe gegeben, den Wert der KFA für die Stadtgesellschaft insgesamt deutlich zu machen. Welche Aspekte sind dir da besonders wichtig?
Die KFA ist eine wichtige stadtgesellschaftliche Akteurin in Köln und in weiten Teilen der Gesellschaft vernetzt. Wir sind Anlaufstelle für Vereine und Initiativen, betreiben Netzwerkarbeit und Wissensmanagement, damit nicht jede Bürgerinitiative alles neu erfinden muss, was es bereits gibt. Unsere Strukturen helfen interessierten Menschen, das Engagement zu finden, das sie erfüllt. Wir sorgen dafür, dass man schnell in sein Engagement kommt und sich nicht durch den Dschungel an Vereinen und Engagement-Möglichkeiten wühlen muss. Damit organisieren wir das Bürgerengagement und füllen natürlich auch Lücken, die die Stadt Köln gar nicht mit hauptamtlichem Personal schließen könnte. Was uns immer sehr freut und zeigt, welche Wirkung unsere Arbeit in Köln hat: Es engagieren sich viele Menschen bei uns, die zum Beispiel im Rahmen der Willkommenskultur in Köln gut aufgenommen wurden, denen Köln gezeigt wurde und die sich willkommen gefühlt haben. Diese Menschen geben jetzt das zurück, was sie selbst erfahren haben und engagieren sich in unseren Projekten. Besser kann es doch gar nicht laufen, oder?
Welche Hoffnungen und Zukunftsvisionen hast du für die KFA?
Wir haben so viele kreative Köpfe hier im Team, da geht immer etwas. Meine Vision für die KFA ist, dass wir weiterhin zukunftsorientierte Antworten auf stadtgesellschaftliche Herausforderungen finden. Köln ist in stetigem Wandel, es gibt immer wieder Entwicklungen oder Trends, die sich durchsetzen. Als Entwicklungsagentur für bürgerschaftliches Engagement sind wir prädestiniert dafür, diese Trends und Entwicklungen in neue Ideen und Projekte umzusetzen. Manchmal macht uns die vergebliche Suche nach Förderer:innen einen Strich durch die Rechnung, aber das hat uns eigentlich noch nie davon abgehalten, dann andere Wege auszuprobieren. Wenn etwas nicht klappt, machen wir es halt anders.
Gibt es neue Projekte, die das Team angehen möchte?
Das Thema Demokratieförderung wollen wir in Zukunft wieder stärker in den Vordergrund rücken. Es schwingt eigentlich in allem mit, was wir entwickeln, aber wir stellen es nicht so prominent in den Vordergrund. Ich glaube, dass wir die Menschen enorm stärken können, wenn wir das in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Die Professionalisierung unserer Öffentlichkeitsarbeit ist auch eine Vision, die wir gemeinsam definiert haben. Uns wird es auch in 20 Jahren noch mit vielfältigen Projekten geben, da bin ich mir sicher!

Adelgund Rönnau (li.) mit ihrer Begleiterin Birgit Jödicke.
Birgit
Jödicke
Engagiert sich seit drei Jahren für DUO – Schöne Stunden für Menschen mit Demenz.
Adelgund
Rönnau
Wird seit zwei Jahren wöchentlich von Birgit Jödicke begleitet.
„Wenn es einem gut geht, sollte man auch etwas zurückgeben - das ist meine Überzeugung. Deshalb habe ich vor drei Jahren die Ausbildung zur Demenzbegleiterin bei DUO gemacht. Ich kann sehr gut mit älteren Menschen umgehen und wollte nach meiner Pensionierung etwas Sinnvolles tun.
Es gibt verschiedene Stadien der Demenz. Im besten Fall können die Erkrankten noch viel selbst machen, so wie Frau Rönnau, die ich seit zwei Jahren begleite. An guten Tagen beginnt mein Besuch mit einer Tasse Tee und wir planen gemeinsam, was wir den Rest des Tages unternehmen. Wir gehen in Ausstellungen, ins Theater oder in die Philharmonie, bummeln durch die Stadt oder machen Ausflüge. An schlechten Tagen schauen wir uns alte Fotoalben an oder hören Musik.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wertvoll solche Unterstützung ist. Ich habe meine Mutter 14 Jahre lang gepflegt und hätte mir eine Entlastung sehr gewünscht. Es ist so wichtig für die Angehörigen, zwischendurch durchatmen zu können. Deshalb tausche ich mich intensiv mit den Kindern aus, denn ich hätte auch nicht gewollt, dass jemand über meinen Kopf hinweg über meine Mutter entscheidet. Ich achte sehr auf Vertrauen und Transparenz, da die Angehörigen ihre Eltern in unsere Obhut geben und das nicht immer leichtfällt.
Ich helfe gerne, es gibt mir das Gefühl, etwas Gutes zu tun - für die Menschen mit Demenz und für die Angehörigen. Und DUO unterstützt mich sehr in meiner Rolle, das kann man gar nicht hoch genug anrechnen. Ich fühle mich gut aufgehoben und werde wertgeschätzt. Denn das Engagement für andere Menschen bereichert nicht nur das Leben derjenigen, die Hilfe brauchen, sondern auch das eigene. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit und eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben.“
„Wenn Birgit kommt, machen wir immer etwas Schönes. Wir mögen die gleichen Sachen: Marktbesuche, Ausflüge in schöne Gärten, Spaziergänge oder einkaufen – das alles macht mir Freude.
Ich liebe Musik, Blumen, Kirchen und den Bauhausstil. Sie ist für alles offen, das finde ich wunderbar. Manchmal gehen wir einfach nur bummeln und genießen die Zeit. Ich mag es, wenn wir zusammen lachen oder alte Lieder hören. Es ist schön, jemanden an meiner Seite zu haben, der mich versteht – an guten und an schlechten Tagen. Wenn sie nicht mehr kommen könnte, wäre ich einfach nur traurig. Ohne sie wäre vieles leerer. Sie bringt Leben in meinen Alltag, gibt mir Sicherheit und das Gefühl, nicht allein zu sein. Manchmal vergesse ich, was ich gerade tun oder sagen wollte – aber sie ist dann da, hilft mir und macht mir keine Vorwürfe. Das tut gut.
Oft fühle ich mich mit meiner Demenz unsicher. Zum Beispiel im Supermarkt, wenn ich an der Fleischtheke nicht sofort sagen kann, was ich möchte. Die Verkäufer:in wird ungeduldig, und ich werde nervös. Dann wünsche ich mir mehr Verständnis und ein wenig mehr Geduld. Ich frage mich dann, warum Birgit so gut mit meiner Krankheit umgehen kann und andere nicht. Ich bin sehr dankbar für ihre Besuche.“

Andreas Schenkel mit Sohn Clemens und Patenkind Ivan (re.).
Andreas
Schenkel
Seit fünf Jahren Pate bei KöKiPAT Kölner Kinder- Patenschaft, seit einem Jahr treffen er und sein Sohn Clemens sich regelmäßig mit Ivan aus der Ukraine.
Ivan
Seit einem Jahr Patenkind bei KöKiPAT Kölner Kinder-Patenschaft.
„Als Ivan das erste Mal von sich aus ein Spiel vorgeschlagen hat, wusste ich: Er fühlt sich wohl. Am Anfang war er zurückhaltend, sprach wenig, beobachtete mehr. Jetzt lacht er, macht Witze, stellt Fragen. Diese Entwicklung zu sehen, ist für mich das Schönste. Am Wochenende holen mein Sohn Clemens und ich Ivan zu Hause ab. Die beiden sind fast gleich alt, das passt sehr gut. Wir haben kein festes Programm, aber immer eine Idee: Mal gehen wir auf den Spielplatz, mal ins Museum oder ins Jump House. Die Kinder lieben auch Flohmärkte – dort können sie handeln üben, und das macht ihnen Spaß. Integration passiert nicht von allein. Ivan lebt mit seiner Familie in Deutschland, aber sein Umfeld bestand lange aus anderen ukrainischen Kindern. Durch unsere Patenschaft bekommt er einen anderen Einblick – in einen deutschen Familienalltag. Wenn wir mal bei uns zu Hause zusammen backen oder einfach am Küchentisch sitzen und reden, sind das kleine, aber wertvolle Momente. Darum geht es: den Kindern Sicherheit geben, sie unterstützen, ohne Druck. Schwierig kann es werden, wenn Familien zu viel erwarten, etwa bei bürokratischen Themen. Da muss man sich klar abgrenzen. Grundsätzlich sehe ich aber nur Vorteile. Ivan wächst an diesen Erlebnissen – und ich auch. Mein Sohn profitiert genauso davon, lernt Offenheit und Empathie im Alltag. Ich kann jedem nur empfehlen, sich zu engagieren. Es braucht keine besonderen Fähigkeiten, nur Zeit und Interesse. Man bekommt viel zurück – und gibt einem Kind wichtige Impulse für die Zukunft.“
„Wenn ich mit Andreas und Clemens zusammen bin, fühle ich mich sehr wohl. Am meisten freue ich mich immer darauf, mit Clemens Fußball zu spielen oder Trampolin zu springen – ich kann sogar schon einen Salto vorwärts! Manchmal backen wir zusammen Pizza, manchmal gehen wir ins Jump House. Selbst wenn wir nur am Flughafen stehen und Flugzeuge beobachten, macht es Spaß. Das werde ich sehr vermissen, wenn das Programm für mich endet. Durch unsere Treffen habe ich viel über das Leben in einer deutschen Familie gelernt. Deutsche fahren zum Beispiel oft nach Italien oder Frankreich in den Urlaub, Ukrainer meist nach Ägypten. Es gibt hier viele Vereine und AGs – in der Ukraine nicht. Und ich habe gemerkt, dass die Menschen hier viele Sprachen sprechen und vegetarisches Essen mögen. Aber mein Favorit ist Currywurst! Doch nicht alles ist leicht. Mit deutschen Kindern zu spielen, fällt mir manchmal schwer. Ich verstehe die Sprache noch nicht so gut und habe außerhalb der Schule kaum Kontakt zu ihnen. Außer zu Clemens – das hilft mir sehr. Er und Andreas bringen mir neue Wörter bei, und dadurch traue ich mich mehr, auf andere Kinder zuzugehen. Ich würde gern in Deutschland bleiben, auch wenn der Krieg vorbei ist. Hier ist vieles neu für mich, aber ich mag es. Es ist moderner, und die Schule ist leichter. In der ersten Klasse lernen wir in der Ukraine schon Dividieren und Multiplizieren, während man in Deutschland noch das Alphabet übt. Die Menschen hier sind freundlich, und man kann sich mehr auf das verlassen, was sie sagen. In der Ukraine ist das nicht immer so. Ich werde sehr traurig sein, wenn das KöKiPAT-Programm für mich endet. Aber ich weiß, dass meine Freundschaft mit Clemens weitergeht. Und das ist ein schönes Gefühl.“

Lesepatin Jana König (li.) mit Schülerin Rojin.
Jana
König
Engagiert sich seit einem Jahr als Vorleserin bei LeseWelten.
Rojin
Schülerin an der GGS Westerwaldstraße, Köln.
„Zu LeseWelten bin ich über ein Praktikum gekommen, das ich im Rahmen meines Studiums der Sonderpädagogik gemacht habe. Dabei war ich auch in ein Projekt eingebunden, bei dem es darum geht, den Kindern spielerisch die zehn wichtigsten Kinderrechte nahezubringen. Es ist spannend zu erleben, wie unsere Methoden bei den Kindern ankommen – und vor allem, wie viel sie schon über Themen wie Bildung, Gleichberechtigung oder das Recht auf eine eigene Meinung und ein sicheres Zuhause wissen. Das zeigt mir, dass Kinder komplexe Themen nicht nur verstehen, sondern auch offen darüber sprechen können. Für mich war das eine wichtige Erfahrung, weil ich dadurch die Scheu verloren habe, solche Themen bei Kindern anzusprechen.
Seit einem Jahr lese ich einmal die Woche an der GGS Westerwaldstraße in Köln vor. In unserer Gruppe sind acht Mädchen aus der 3. und 4. Klasse. Die Atmosphäre ist entspannt, die Mädchen sind neugierig und aktiv. Besonders schön finde ich, dass einige Kinder die Geschichten auf ihr eigenes Leben übertragen und von ihren Familien und Erlebnissen erzählen. Zum Beispiel Rojin, die viele ältere Geschwister hat. Ihre Schwester hat sogar schon ein eigenes Kind, mit dem sie jetzt gemeinsam aufwächst. Ich höre ihr und den anderen Kindern sehr gerne zu – und lerne dabei viel über ihre Welt.
Die Bücher, die wir vorlesen, bringen wir mit, und die Mädchen dürfen selbst wählen, welches Buch gelesen wird. Für das Kinderrechte-
Projekt arbeitet LeseWelten mit dem Kinder- und Jugendliteraturzentrum Jugendstil NRW zusammen. Erfahrene Pädagog:innen stellen speziell für das Projekt Bücherboxen und Materialien zusammen – immer so, dass die Kinder auch eine Auswahl haben. Wir haben auch kleine Rituale und Spiele integriert, damit es Spaß macht und sich nicht nach Schule anfühlt.
Das Engagement und die Sicht der Kinder sind für mich immer wieder inspirierend. Es ist auch schön zu sehen, wie das Vorlesen die Kinder beeinflusst und ihre Welt erweitert. Ich finde, das wird oft unterschätzt – auch vom Staat. Dabei ist Lesen so elementar und kann so einen großen Unterschied machen. Diese Begeisterung zu wecken und die Freude am Lesen zu unterstützen, ist ein echtes Geschenk.“
„Ich freue mich jede Woche auf die Vorlesestunde. Da lesen wir spannende Geschichten und erleben Abenteuer. Ich mag es, wenn Jana uns vorliest, aber auch, wenn wir selbst vorlesen dürfen. Das macht Spaß und ich lerne dabei viel. Zum Beispiel neue Wörter, aber auch, wie sich andere Menschen fühlen oder was man gegen Mobbing tun kann.
Ein Buch mag ich besonders: Die rote Maske. Da geht es um Superheld:innen, Freundschaft und darum, andere nicht auszugrenzen. Das fand ich richtig gut. Ich habe mir vorgenommen, mir das Buch auszuleihen, wenn ich endlich meinen Bibliotheksausweis habe. Am liebsten würde ich die ganze Reihe 'Handbuch der Superhelden' lesen. Ich hab auch viel mehr Lust bekommen, selbst zu lesen, seit ich bei LeseWelten dabei bin. Ein schönes Erlebnis war unser Besuch in der Stadtteilbibliothek in Kalk. Wir durften uns alles anschauen, und der Mann, der uns rumgeführt hat, war sehr lustig. Ich wusste vorher gar nicht, dass es so einen Ort gibt. Jetzt kenne ich ihn und will wieder hin.
Besonders mag ich an den Vorlesestunden, dass wir uns ganz entspannt hinlegen dürfen, und wir können sagen, was wir denken. Niemand wird ausgelacht. Darauf kann ich mich verlassen, das gibt mir Sicherheit. Ich finde es schön, dass wir gemeinsam lesen und über das reden, was uns beschäftigt. Auch wenn ich nicht viele Bücher zu Hause habe, kann ich hier Geschichten erleben. Und manchmal lese ich sogar meinem kleinen Neffen vor. Das ist cool.
Ich denke, Lesen ist wichtig. Weil man dadurch Informationen bekommt, neue Dinge kennenlernt und besser versteht, wie andere Menschen leben und fühlen. Das habe ich auch durch die LeseWelten gelernt.“
Freiwilliges Engagement hält unsere Gesellschaft zusammen. Wie wir es in Zukunft stärken können, weiß Dr. Andrea Walter von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Dortmund.

Dr. Andrea Walter lehrt Politikwissenschaft und Soziologie und forscht zum Thema freiwilliges Engagement.
Rund 29 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich freiwillig. Sie betreuen Kinder im Sportverein, helfen Geflüchteten beim Ankommen, organisieren Nachbarschaftstreffs oder übernehmen Verantwortung in Krisensituationen. Ganz ohne Bezahlung, aber mit Haltung. Und ohne diese Millionen Engagierten würde an vielen Stellen schlichtweg nichts mehr laufen – in ländlichen Regionen, wo öffentliche Angebote oft wegbrechen, aber auch in den Städten und Großstädten, die vielfältige Aufgaben zu bewältigen haben und in denen die Anonymität schnell die Oberhand gewinnt.
„Bürgerschaftliches Engagement hat vielfältige Funktionen für die Gesellschaft und fängt teilweise auf, was der Staat allein nicht mehr leisten kann“, sagt Prof. Dr. Andrea Walter. Sie lehrt Politikwissenschaft und Soziologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Dortmund und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema freiwilliges Engagement. „Es hält soziale Infrastruktur am Leben – vom Besuchsdienst für Senior:innen über das Jugendzentrum bis zum Hallenbad.“ Mehr noch: Es schafft Gemeinschaft, baut Brücken zwischen Generationen, Kulturen und Milieus. „Freiwilliges Engagement ist gelebter Gemeinsinn – und der ist in einer polarisierten Gesellschaft wichtiger denn je“, sagt sie.
Was Menschen bewegen und was sie bewegt
Was treibt Menschen dazu, ihre Zeit und Energie für andere einzusetzen – ganz ohne Bezahlung? „Es ist oft ein Mix aus altruistischen Werten, persönlichem Sinn und sozialem Miteinander“, sagt Dr. Walter. Manche wollen helfen, andere suchen Gemeinschaft, wieder andere wollen erleben, dass ihr Handeln etwas bewirkt.
„Im ländlichen Raum hören wir oft: ‚Wenn ich es nicht mache, macht es keiner.‘ Dieses Verantwortungsgefühl prägt viele Menschen“, sagt Dr. Walter. Engagement wird dort nicht als Extra verstanden, sondern als selbstverständlicher Teil des Miteinanders. Auch in der Stadt gibt es viele Formen des Engagements – von Müllsammelaktionen über digitale Nachbarschaftshilfen bis hin zu interkulturellen Begegnungsorten.
„Was all diese Menschen verbindet, ist der Wunsch, Teil einer lebendigen Gesellschaft zu sein –
und sie mitzugestalten“, sagt Dr. Walter. Engagement stärke nicht nur das Miteinander, sondern auch das Selbstbewusstsein: „Wer sich engagiert, spürt Selbstwirksamkeit – ein unglaublich kraftvolles Gefühl.“
Natürlich gibt es auch Hürden. „Die Vereinbarkeit mit Beruf und Familie ist eine zentrale Herausforderung“, so Dr. Walter. „Menschen wollen sich einbringen, haben aber oft nur begrenzt Zeit.“ Und auch Bürokratie kann ausbremsen: „Viele Engagierte berichten, dass sie sich in Formularen verlieren, statt ihre Ideen umzusetzen.“
Engagement als Zukunftskraft
Für Dr. Andrea Walter steht fest: Engagement hat Zukunft – wenn wir ihm die richtigen Rahmenbedingungen geben. „Es braucht Wertschätzung“, betont sie. Diese könne ganz unterschiedlich aussehen –
von öffentlichem Dank über flexible Strukturen bis zu handfesten Anreizen wie Zeitgutschriften bei den Arbeitgeber:innen. „Gerade in der Daseinsvorsorge – bei Feuerwehr, Flüchtlingshilfe oder Wahlen – müssen wir auch über neue Anerkennungsformen sprechen.“
Gleichzeitig müssten die Engagierten entlastet werden - vor allem von Bürokratie. Auch Arbeitgeber:innen könnten eine größere Rolle spielen: „Einige Unternehmen fördern bereits aktiv das Engagement ihrer Beschäftigten, zum Beispiel über Social Days, bei denen sich Teams einen Tag lang gemeinsam lokal engagieren. Diese Ansätze gilt es weiter zu verbreiten!
Ein besonderer Fokus müsse auch auf Chancengleichheit liegen. Menschen mit Migrationsgeschichte engagieren sich bisher seltener – nicht aus Desinteresse, sondern weil sie sich oft nicht angesprochen fühlen. „Wir müssen Engagement inklusiver und zugänglicher gestalten“, sagt Dr. Walter. „Diversität ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit.“
Eine zentrale Erkenntnis aus aktuellen Studien: Viele Menschen engagieren sich nicht, weil sie sich schlicht noch nie damit beschäftigt haben. „Deshalb braucht es mehr Anlässe zur Auseinandersetzung –
etwa durch pädagogische Konzepte in der Kita, durch Service Learning in Schulen oder politische Bildungsangebote für Erwachsene“, erklärt Dr. Walter. „Engagement sollte nicht etwas sein, das man irgendwann zufällig entdeckt, sondern etwas, das man selbstverständlich kennenlernt.“
Mehr Miteinander wagen
Trotz aller Herausforderungen ist Dr. Andrea Walter optimistisch. „Das Engagementniveau in Deutschland ist seit Jahren bemerkenswert stabil. Es zeigt, dass Menschen Verantwortung übernehmen wollen.“ Gleichzeitig warnt sie vor den Gefahren eines gesellschaftlichen Rechtsrucks und einer verrohenden Debattenkultur. „Engagierte brauchen Rückhalt, wenn sie für demokratische Werte einstehen – gerade auch innerhalb ihrer Organisationen.“
Doch die positiven Wirkungen des Engagements überwiegen enorm. „Es bringt Menschen zusammen, die sonst nie miteinander sprechen würden. Es schafft Räume für Austausch, Toleranz, Verständigung. Und es lehrt uns, Kompromisse zu finden – eine Fähigkeit, die in der Demokratie zentral ist.“
Engagement ist mehr als Hilfe. Es ist ein Ort, an dem Menschen wachsen – über sich hinaus und miteinander. Es ist ein Netz, das trägt, wenn andere wackeln. Und es ist eine Kraft, die unsere Gesellschaft gerade dann zusammenhält, wenn sie auseinanderzudriften droht. „Engagement lebt vom Mitmachen – es liegt an uns allen, daraus eine gemeinsame Stärke zu machen“, bringt es Dr. Walter auf den Punkt.
Ob für Mensch, Tier oder Umwelt – in Köln und darüber hinaus warten über 600 Engagement-Möglichkeiten auf dich. Welches Ehrenamt passt zu dir? Wir helfen dir, es herauszufinden!












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