„Die Zusammenarbeit zwischen LeseWelten und unserer Kita hat trotz Corona gut geklappt. Gemeinsam haben wir alternative Wege des Vorlesens erprobt. So haben wir zum Beispiel in der Weihnachtszeit einen alternativen digitalen Weg des Vorlesens testen können, und das hat viel Freude gemacht.“
Laura Flöper, Leitung FRÖBEL-Kindergarten & Familienzentrum Sonnenhut
LeseWelten
Die Vorleseinitiative der Kölner Freiwilligen Agentur Bei LeseWelten engagieren sich Menschen, die ihre Freude an Büchern mit Kindern teilen wollen, denn vom Vorlesen profitieren Kinder ihr Leben lang. Die Vision von LeseWelten ist: Jedes Kind in Köln soll in den Genuss regelmäßigen Vorlesens kommen und so den Zugang zur Welt des Lesens finden. LeseWelten ermöglicht durch die Vermittlung einer Zusammenarbeit von Einrichtungen und Vorleser*innen Kindern zwischen zwei und zehn Jahren regelmäßige Vorlesestunden. Diese finden in Kindertagesstätten, Grundschulen und Flüchtlingswohnheimen statt. Außerdem werden in Kooperation mit Stadtteilbibliotheken und Museen öffentliche Vorlesestunden angeboten. Die Freiwilligen werden mit einer Einführungsveranstaltung auf ihre Lesetätigkeit vorbereitet und mit Fortbildungen begleitet.
Gesellschaftliche Herausforderung Die erste PISA-Studie aus dem Jahr 2000 bescheinigte Kindern in Deutschland eine unterdurchschnittliche Lesekompetenz. Nachdem sich die Ergebnisse bis zum Jahr 2013 stetig verbessert hatten, stagniert laut der aktuellen PISA-Studie aus dem Jahr 2015 Deutschlands Durchschnittsergebnis beim Lesen. Die Gruppe der Schüler*innen ohne grundlegende Lesekompetenz bleibt groß. Laut der IGLU-Studie von 2016 verlassen 20 Prozent der Viertklässler*innen die Grundschule, ohne richtig lesen zu können. Innerhalb der Gruppe der Leseschwachen sind Schüler*innen, die über einen niedrigen sozioökonomischen Status verfügen, und diejenigen, die einen Migrationshintergrund aufweisen, überdurchschnittlich häufig vertreten.
Lösungsansatz Einschlägige empirische Studien, unter anderem der Stiftung Lesen, belegen: Kinder profitieren von regelmäßigen Vorleseritualen. Sie haben mehr Spaß am Lesen als Kinder, denen nicht vorgelesen wird, und entwickeln eine positive Einstellung gegenüber Büchern. Durch das Vorlesen erhöht sich zudem langfristig ihre Lesekompetenz, und die Lust am Lernen steigt. Kinder aus bildungsfernen Familien können sogar kognitive Leistungsdifferenzen zu Kindern aus bildungsnahen Familien reduzieren. Die Persönlichkeitsentwicklung erhält förderliche Impulse. Die Kinder sind im Vergleich mutiger, fröhlicher, selbstbewusster und lebhafter als Kinder, denen nicht regelmäßig vorgelesen wurde. Dies wirkt sich bis ins Erwachsenenalter aus.
Ehrenamtliche lesen Kindern regelmäßig vor. Das bewirkt, dass das Interesse der Kinder, die die Vorlesestunden besuchen, an Geschichten wächst. Evaluationen ergaben, dass die Kinder eine positive Einstellung zu Büchern entwickeln. Weil Kinder auch zu Hause einfordern, dass vorgelesen wird, profitieren auch andere Menschen in ihrem Umfeld davon.
Über das Vorlesen hinaus engagieren sich Ehrenamtliche für LeseWelten. Sie tragen durch ihr Engagement dazu bei, dass die Bedeutung des Vorlesens bekannt wird, und sind Vorbild für andere Engagierte.
Aktuelles Auch für LeseWelten war 2020 ein hartes Jahr, obwohl es mit einer soliden Finanzierung und erstmals drei hauptamtlich Mitarbeitenden verheißungsvoll startete. Noch im Januar freuten wir uns riesig über 27 neue Vorleser*innen, die an unserer Einstiegsveranstaltung teilgenommen haben. Leider ergab die Evaluation am Jahresende, dass nur noch knapp 100 der ursprünglichen 150 aktiven Vorleser*innen auch nach der Krise zur Verfügung stehen. Wegen der Kontaktbeschränkungen war das Vorlesen selbst nur bis Mitte März sowie kurzzeitig im September möglich. In diesen Zeiten waren fast alle der im Vorjahr beteiligten 75 Einrichtungen dabei. So erreichten wir circa 450 Kinder und damit nur 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Wie groß wäre die Wirkung unter anderen Umständen gewesen!
Auch das Projekt „Flüchtlingskinder begegnen LeseWelten“ konnte 2020 nicht wie geplant durchgeführt werden. Da hierbei primär im Freien vorgelesen wird, traf der Lockdown das Projekt bzw. die beteiligten Einrichtungen besonders hart. Trotzdem freuten wir uns sehr über den Deutschen Lesepreis der Stiftung Lesen, den wir für dieses Projekt in der Kategorie „Herausragendes kommunales Engagement in der Leseförderung“ erhielten. Wir hoffen sehr, dass die zwölf Teams auch unter Coronaauflagen starten können, denn hierzu haben wir alternative analoge bzw. digitale Vorleseformate entwickelt.
Unser Fortbildungskonzept haben wir erneuert. Wir haben neue Formate für Informationsveranstaltungen, Einführungsseminare sowie literaturpädagogische Weiterbildungen bei LeseWelten erarbeitet sowie durchgeführt. Zudem erzielten wir große Fortschritte bei der Entwicklung der neuen LeseWelten-Website sowie bei der Online-Vermittlungsplattform. Mithilfe dieser „Werkzeuge“ soll es ab 2021 möglich sein, deutlich effizientere Vermittlungserfolge zu erzielen, da interessierte Vorleser*innen eigenständig passende Vorlesestellen finden können.
Außerdem wurde die Zeit während der Lockdown-Phasen genutzt, um digitale Vorlesekonzepte zu entwickeln und zu erproben. Zwar konnten diese bedauerlicherweise vor allem aufgrund von rechtlichen und technischen Hürden bisher nicht umgesetzt werden, aber auch daran arbeiten wir weiter. Ein Highlight zum Ende dieses schwierigen Jahres gab es dann doch noch: Die atmosphärische Weihnachtslesung mit drei Kitagruppen wurde – natürlich coronakonform – online durchgeführt.
Fakten
Laufzeit: seit 2004
Hauptamtliche Mitarbeit: Maike Berger, Birgit Pape, Kolja Schlote (58,5 Stunden pro Woche)
Ehrenamtliche Mitarbeit: Projektgruppe: 10 Personen, Fundraising-Team: 6 Personen, Public-Relations-Team: 2 Personen, Scouting-Team: 10 Personen
Kosten: 112.300 Euro
Kooperationen & Netzwerke: LeseWelten ist Partner der Stiftung Lesen im Netzwerk Vorlesen, Museumsdienst Köln
Förderer: Aktion Lichtblicke e. V., Aktion Mensch, Aktion Neue Nachbarn, AXA XL Insurance Company, CMS Hasche Sigle, Deutsche Bahn Stiftung gGmbH, Kreissparkasse Köln, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft, Marga und Walter Boll-Stiftung, Maternus Buchhandlung, Postcode Lotterie, Round Table e. V. Bergisch Gladbach, Stiftung Ein Herz Lacht, Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co KG, Volksbank KölnBonn, Volksbank Rhein-Erft-Köln, wir helfen – der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.
Spender*innen: 87 Privatpersonen
Ehrenamtliche Vorleser*innen: 100, davon 5 erstmals vermittelt
Einrichtungen, in denen jede Woche vorgelesen wird: 75
Kinder, denen (coronabedingt nur anteilig) wöchentlich vorgelesen wird: 450
„Weiterhin bin ich dankbar und stolz, ein Teil von DUO sein zu können. Es ist und bleibt eine Bereicherung. Nicht nur die Betreuung der Menschen mit Demenz, sondern auch euer Engagement, eure Koordination, eure Fürsorge für uns Freiwillige, insbesondere jetzt zu Coronazeiten.“
Sascha Mundt, Freiwilliger
DUO
Schöne Stunden für Menschen mit Demenz und ihre Familien DUO vermittelt Freiwillige zur stundenweisen Betreuung von Menschen mit Demenz, die zu Hause leben. Die Freiwilligen werden in einer vorbereitenden Schulung qualifiziert und besuchen anschließend für meist zwei bis vier Stunden wöchentlich eine oder mehrere Personen mit Demenz. Wir unterstützen ihr Engagement durch Erfahrungsaustausch, Supervision und regelmäßige Fortbildungen. Die Familien werden ebenfalls persönlich beraten, und die Betreuungen werden fortlaufend begleitet.
Gesellschaftliche Herausforderung Die meisten Menschen, auch die mit Demenz und ihre Angehörigen, wünschen sich, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben zu können. Eine Demenz führt zu einer erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz. Betroffene benötigen zunehmend praktische Hilfe bei nahezu allen alltäglichen Aktivitäten. Diese Unterstützung wird überwiegend durch Angehörige getragen. Neben der Belastung der ständigen Anwesenheit führt die demenzielle Erkrankung eines Angehörigen oft zur sozialen Ausgrenzung.
Lösungsansatz Die Betreuung von Menschen mit Demenz kann langfristig nur als Gemeinschaftsaufgabe gelingen. Hier ist ein Zusammenspiel von professioneller, familiärer, nachbarschaftlicher und ehrenamtlicher Unterstützung erforderlich. Ehrenamtliche Betreuung eröffnet den Engagierten neue Horizonte, sinnstiftende Aufgaben und neue soziale Kontakte. Die Familien erfahren wertvolle Entlastung und können selbstständiger leben: die Angehörigen durch die gewonnenen zeitlichen Freiräume, die Erkrankten durch die individuelle Begleitung, die ihnen ermöglicht, Aktivitäten fortzuführen, die sie allein nicht mehr bewältigen könnten.
Aktuelles DUO hat 2020 vieles entwickelt, um Menschen mit Demenz auch in der Coronapandemie zu unterstützen. Es gab tolle Aktionen, wie selbst genähte Masken für Freiwillige und schnelle Hygienekonzepte, um dringend benötigte Besuche trotz des Lockdowns fortführen zu können. Denn pflegende Angehörige sind durch die Kontaktbeschränkungen vielfach noch stärker belastet gewesen.
Da viele Freiwillige, zum Beispiel aufgrund ihres Alters, selbst zur Risikogruppe gehören, war es für die Koordinator*innen ein beratungsintensives Jahr. Alle Beteiligten sollten bestmöglich informiert die Risiken des Besuchsdienstes abwägen können. Ein Teil der Freiwilligen entschied sich für eine Einsatzpause, weshalb wir froh waren, 15 neue Freiwillige gewinnen und qualifizieren zu können.
Durch alternative Angebote wie Einkaufshilfen, Besuche vorm Balkon und regelmäßige Anrufe als Besuchsersatz haben viele Freiwillige die Kontakte aufrechterhalten, wo die gewohnten DUO- Besuche nicht möglich waren.
Die enge Vernetzung mit anderen Diensten und in den Demenznetzen hat geholfen, gute und individuelle Lösungen für Menschen zu finden, die Unterstützung brauchten.
Geplante Veranstaltungen durften vielfach nicht stattfinden und konnten zum Teil erfolgreich auf digitale Formate umgestellt werden. So fanden Austauschtreffen und auch Fortbildungen teils digital statt.
Einiges konnte auch in Präsenz durchgeführt werden, so konnte das Demenznetz Innenstadt einen Vortrag im Rahmen der Demenzwochen anbieten und statt Dankeschönfest gab es für die Freiwilligen dieses Jahr einen gemeinsamen Spaziergang am Kalscheurer Weiher.
Im Jahr 2020 haben sich 135 Freiwillige bei DUO engagiert. Insgesamt 5.561,5 Stunden haben sie mit Menschen mit Demenz verbracht und den Angehörigen freie Stunden ermöglicht. Sie sind mit den Menschen mit Demenz spazieren gegangen, haben sie zum Arzt begleitet, gemeinsam gekocht, zugehört und erzählt. Sie haben am Bett von schwer Erkrankten gesessen und waren immer wieder auch für die Angehörigen wichtige Gesprächspartner.
Fakten
Laufzeit: seit 2006
Hauptamtliche Mitarbeit: Nadine Gold/Sophia Janker, Corinna Goos, Martina Thomas (46 Stunden bis März 2020, 39 Stunden ab April 2020)
Ehrenamtliche Mitarbeit: 1 Person
Kosten: 78.600 Euro (weiteres Budget beim Kooperationspartner)
Kooperationspartner: ASB Köln
Netzwerke & Dachverbände: AG Häusliche Unterstützungsdienste für Menschen mit Demenz durch Bürgerengagement, Demenznetz Innenstadt, Demenznetz Rodenkirchen
Förderer: Stadt Köln
Spender*innen: 3
Anfragen: 57 Personen
Beratungen: 25 Personen
Ehrenamtliche Helfer*innen: 135, davon 15 erstmals vermittelt
Menschen mit Demenz, die betreut wurden: 145
„Bürgerbeteiligung muss einen Humus aus guten Erfahrungen bilden, damit sie wachsen kann. Dies ist ein Dekadenprojekt, das von allen politisch Verantwortlichen eine stabile Haltung erfordert – über Wahlperioden hinaus. Erst so entsteht das notwendige Vertrauen in der Stadtgesellschaft.“
Prof. Klaus Selle
Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung
Einmischen ist erwünscht und möglich! Das Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung ist 2019 als zunächst einjähriges Pilotprojekt gestartet, das um ein Jahr verlängert wurde, um die vom Rat der Stadt Köln beschlossenen „Leitlinien für Öffentlichkeitsbeteiligung“ zu erproben. Das „Kooperative Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung“ wird von der Stadt Köln und der Kölner Freiwilligen Agentur gebildet. Der städtische Teil hat die Federführung und berät die Kölner Stadtverwaltung bei der Anbahnung und Durchführung von Beteiligungsverfahren. Der stadtgesellschaftliche, von der Kölner Freiwilligen Agentur getragene, Teil informiert und berät die Stadtgesellschaft zum Thema Öffentlichkeitsbeteiligung und motiviert Menschen, die nicht so ohne Weiteres von selbst kommen, zur Mitwirkung an Beteiligungsverfahren.
Aktuelles Dementsprechend lag 2020 der Schwerpunkt unserer Arbeit bei der Unterstützung von städtischen Beteiligungsvorhaben. Besonders intensiv waren wir für die Vorhaben „Quartiersplatz Am Salzmagazin“ (im Eigelsteinviertel) und „Grünflächengestaltung an der Glashüttenstraße“ (in Porz-Mitte) tätig. Hier konnten wir mit unseren Kompetenzen und Erfahrungen zu guten aufsuchenden Aktivitäten beitragen, die auch unter den erschwerten Coronabedingungen funktionierten und vielfältige qualitätsvolle Ergebnisse hervorbrachten. Auf ursprünglich geplante Bürgerversammlungen wurde verzichtet. Stattdessen wurden die Gespräche mit den Anwohner*innen in den öffentlichen Raum verlegt.
Zum Vorhaben „Quartiersplatz“ haben wir über dreieinhalb Wochen Ende Juni/Anfang Juli täglich mehrere Stunden rund um den Platz über das Vorhaben informiert und zur Eingabe von Gestaltungsvorschlägen motiviert. Ergänzend haben wir Nachbarschaftsgespräche im kleineren Rahmen durchgeführt. In der ersten Dezemberwoche wurden dann an sechs Tagen im Quartier die Ergebnisse aus der ersten Erhebungsphase präsentiert und zur Kommentierung eingeladen.
Zur Frage der zukünftigen Gestaltung der Grünfläche an der Glashüttenstraße in Porz haben wir an drei Tagen im September mit dem Format „Siedlungsgespräche“ die Bewohner*innen der angrenzenden Siedlungen gemeinsam mit Vertreter*innen der Fachverwaltung angesprochen und nach ihren Gestaltungsvorstellungen gefragt.
Kein klassisches Beteiligungsprojekt war unsere Unterstützungsarbeit zur Mobilisierung für die Integrationsratswahlen. Die Beteiligung der Wahlberechtigten (unter anderem Zugewanderte der ersten Generation) an diesen Wahlen ist üblicherweise sehr gering. Vor diesem Hintergrund haben wir dazu beigetragen, den Integrationsrat und seine Wahl bekannt(er) zu machen. Hierbei war es uns eine Freude, mit der Plattform STARK! im Kölner Norden, dem Integrationshaus Kalk, dem Verband Engagierte Zivilgesellschaft und nicht zuletzt mit der Geschäftsstelle des Integrationsrates zu kooperieren. Bei allen genannten Aktivitäten waren immer auch die Kolleg*innen vom städtischen Teil des Büros für Öffentlichkeitsbeteiligung dabei.
Im November haben wir uns schließlich erfolgreich auf zwei Folgeausschreibungen beworben, und zwar für das Förderprojekt „Förderung politischer Partizipation“ und für den Dienstleistungsrahmenvertrag für die „Stadtgesellschaftliche Beratung und Unterstützung bei städtischen Beteiligungsvorhaben“. Damit können wir 2021 und 2022 in etwas anderer Form und mit einem größeren Leistungsumfang an unsere zweijährige Aufbauarbeit mit dem „Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung“ anknüpfen.
Fakten
Laufzeit: seit 2019
Hauptamtliche Mitarbeit:
Ulla Eberhard, Lara Kirch, Lisa Knobe, Dieter Schöffmann
Kosten: 75.000 Euro
Kooperationspartner: Stadt Köln
Beratungen und Netzwerkgespräche: 13
Ausblick auf das Jahr 2021
Das Jahr 2020 ist vorbei. Vorbei ist der Albtraum Donald Trump. Durch den Impfstoff sind auch unsere Ängste vorbei, hilflos dem Virus ausgeliefert zu sein. Das Ende des Tunnels ist absehbar. Alles gut, könnte man meinen. Nein, dem ist beileibe nicht so.
Die böse Saat, die Trump gesät hat, wird nicht ohne Weiteres verschwinden. Ein Präsident, der die Demokratie mit Füßen getreten hat, der wie gedruckt gelogen und Fakten negiert hat, wenn sie ihm nicht passten, hat – so fürchten wir – die politische Kultur nachhaltig beschädigt. Und das alles wird von einem großen Teil der Bevölkerung in den USA toleriert. Wir hätten uns nie vorstellen können, dass in dieser bisher so vorbildlich erscheinenden Demokratie so etwas passieren konnte.
Aber wir brauchen gar nicht nach den USA zu sehen. Was mittlerweile an Verschwörungstheorien im Raume herumschwebt und von vielen ungeprüft übernommen wird, das macht uns Angst. „Der freiheitliche Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Ernst-Wolfgang Böckenförde hat recht. Die Demokratie ist angewiesen auf Bürger*innen, die sie bejahen und für sie einstehen, ohne sie jedoch unkritisch zu betrachten. Doch diese Voraussetzung scheint nicht mehr unbedingt allgemeiner Konsens zu sein. Statt den Wahrheitsgehalt einer Meldung zu überprüfen, laufen mittlerweile viele Mitbürger*innen blind Rattenfänger*innen hinterher. Und dann alles noch mit dem Lächeln von Wissenden.
Wir als Kölner Freiwilligen Agentur möchten diesen undemokratischen Tendenzen entgegenwirken. Wir haben deshalb bei uns neben unseren alten Betätigungsfeldern einen neuen Bereich „Politische Partizipation“ geschaffen. Von den Anfängen hatten wir schon berichtet. In den vergangenen zwei Pilotjahren zur Erprobung der Leitlinien für eine Systematische Öffentlichkeitsbeteiligung waren wir vor allem mit der Unterstützung von städtischen Beteiligungsvorhaben befasst. Nur in einem geringen Maße konnten wir uns unabhängig davon einer allgemeinen Förderung der Beteiligungskultur widmen. Das ist von nun an anders – auch dank einer entsprechenden Förderung durch die Stadt Köln. Mit aufsuchenden Befragungen in den Stadtteilen, mit Qualifizierungsangeboten für Einzelne wie für Initiativen und Vereine, mit einer Öffentlichkeitsarbeit auf verschiedenen Kanälen werden wir dazu beitragen, dass eine demokratieförderliche politische Beteiligung in Köln zunimmt und hierzu insbesondere Menschen ermutigt und unterstützt werden, bei denen bislang die eine oder andere Hürde im Weg steht.
Ursprünglich waren wir eine reine Vermittlungsagentur. Dann haben wir uns entwickelt – auch zu einer Entwicklungsagentur, indem wir eigene Projekte wie beispielsweise LeseWelten, DUO und Flüchtlingsprojekte kreiert haben. Und nun erweitert sich unser Spektrum zu einer Agentur für politische Mitwirkung.
Wir sind überzeugt, dass dies ein richtiger zukunftsweisender Weg ist und er zur Stärkung gesellschaftlicher Verantwortung und Mitwirkung führt.
„Die Zusammenarbeit zwischen LeseWelten und unserer Kita hat trotz Corona gut geklappt. Gemeinsam haben wir alternative Wege des Vorlesens erprobt. So haben wir zum Beispiel in der Weihnachtszeit einen alternativen digitalen Weg des Vorlesens testen können, und das hat viel Freude gemacht.“
Laura Flöper, Leitung FRÖBEL-Kindergarten & Familienzentrum Sonnenhut
LeseWelten
Die Vorleseinitiative der Kölner Freiwilligen Agentur Bei LeseWelten engagieren sich Menschen, die ihre Freude an Büchern mit Kindern teilen wollen, denn vom Vorlesen profitieren Kinder ihr Leben lang. Die Vision von LeseWelten ist: Jedes Kind in Köln soll in den Genuss regelmäßigen Vorlesens kommen und so den Zugang zur Welt des Lesens finden. LeseWelten ermöglicht durch die Vermittlung einer Zusammenarbeit von Einrichtungen und Vorleser*innen Kindern zwischen zwei und zehn Jahren regelmäßige Vorlesestunden. Diese finden in Kindertagesstätten, Grundschulen und Flüchtlingswohnheimen statt. Außerdem werden in Kooperation mit Stadtteilbibliotheken und Museen öffentliche Vorlesestunden angeboten. Die Freiwilligen werden mit einer Einführungsveranstaltung auf ihre Lesetätigkeit vorbereitet und mit Fortbildungen begleitet.
Gesellschaftliche Herausforderung Die erste PISA-Studie aus dem Jahr 2000 bescheinigte Kindern in Deutschland eine unterdurchschnittliche Lesekompetenz. Nachdem sich die Ergebnisse bis zum Jahr 2013 stetig verbessert hatten, stagniert laut der aktuellen PISA-Studie aus dem Jahr 2015 Deutschlands Durchschnittsergebnis beim Lesen. Die Gruppe der Schüler*innen ohne grundlegende Lesekompetenz bleibt groß. Laut der IGLU-Studie von 2016 verlassen 20 Prozent der Viertklässler*innen die Grundschule, ohne richtig lesen zu können. Innerhalb der Gruppe der Leseschwachen sind Schüler*innen, die über einen niedrigen sozioökonomischen Status verfügen, und diejenigen, die einen Migrationshintergrund aufweisen, überdurchschnittlich häufig vertreten.
Lösungsansatz Einschlägige empirische Studien, unter anderem der Stiftung Lesen, belegen: Kinder profitieren von regelmäßigen Vorleseritualen. Sie haben mehr Spaß am Lesen als Kinder, denen nicht vorgelesen wird, und entwickeln eine positive Einstellung gegenüber Büchern. Durch das Vorlesen erhöht sich zudem langfristig ihre Lesekompetenz, und die Lust am Lernen steigt. Kinder aus bildungsfernen Familien können sogar kognitive Leistungsdifferenzen zu Kindern aus bildungsnahen Familien reduzieren. Die Persönlichkeitsentwicklung erhält förderliche Impulse. Die Kinder sind im Vergleich mutiger, fröhlicher, selbstbewusster und lebhafter als Kinder, denen nicht regelmäßig vorgelesen wurde. Dies wirkt sich bis ins Erwachsenenalter aus.
Ehrenamtliche lesen Kindern regelmäßig vor. Das bewirkt, dass das Interesse der Kinder, die die Vorlesestunden besuchen, an Geschichten wächst. Evaluationen ergaben, dass die Kinder eine positive Einstellung zu Büchern entwickeln. Weil Kinder auch zu Hause einfordern, dass vorgelesen wird, profitieren auch andere Menschen in ihrem Umfeld davon.
Über das Vorlesen hinaus engagieren sich Ehrenamtliche für LeseWelten. Sie tragen durch ihr Engagement dazu bei, dass die Bedeutung des Vorlesens bekannt wird, und sind Vorbild für andere Engagierte.
Aktuelles Auch für LeseWelten war 2020 ein hartes Jahr, obwohl es mit einer soliden Finanzierung und erstmals drei hauptamtlich Mitarbeitenden verheißungsvoll startete. Noch im Januar freuten wir uns riesig über 27 neue Vorleser*innen, die an unserer Einstiegsveranstaltung teilgenommen haben. Leider ergab die Evaluation am Jahresende, dass nur noch knapp 100 der ursprünglichen 150 aktiven Vorleser*innen auch nach der Krise zur Verfügung stehen. Wegen der Kontaktbeschränkungen war das Vorlesen selbst nur bis Mitte März sowie kurzzeitig im September möglich. In diesen Zeiten waren fast alle der im Vorjahr beteiligten 75 Einrichtungen dabei. So erreichten wir circa 450 Kinder und damit nur 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Wie groß wäre die Wirkung unter anderen Umständen gewesen!
Auch das Projekt „Flüchtlingskinder begegnen LeseWelten“ konnte 2020 nicht wie geplant durchgeführt werden. Da hierbei primär im Freien vorgelesen wird, traf der Lockdown das Projekt bzw. die beteiligten Einrichtungen besonders hart. Trotzdem freuten wir uns sehr über den Deutschen Lesepreis der Stiftung Lesen, den wir für dieses Projekt in der Kategorie „Herausragendes kommunales Engagement in der Leseförderung“ erhielten. Wir hoffen sehr, dass die zwölf Teams auch unter Coronaauflagen starten können, denn hierzu haben wir alternative analoge bzw. digitale Vorleseformate entwickelt.
Unser Fortbildungskonzept haben wir erneuert. Wir haben neue Formate für Informationsveranstaltungen, Einführungsseminare sowie literaturpädagogische Weiterbildungen bei LeseWelten erarbeitet sowie durchgeführt. Zudem erzielten wir große Fortschritte bei der Entwicklung der neuen LeseWelten-Website sowie bei der Online-Vermittlungsplattform. Mithilfe dieser „Werkzeuge“ soll es ab 2021 möglich sein, deutlich effizientere Vermittlungserfolge zu erzielen, da interessierte Vorleser*innen eigenständig passende Vorlesestellen finden können.
Außerdem wurde die Zeit während der Lockdown-Phasen genutzt, um digitale Vorlesekonzepte zu entwickeln und zu erproben. Zwar konnten diese bedauerlicherweise vor allem aufgrund von rechtlichen und technischen Hürden bisher nicht umgesetzt werden, aber auch daran arbeiten wir weiter. Ein Highlight zum Ende dieses schwierigen Jahres gab es dann doch noch: Die atmosphärische Weihnachtslesung mit drei Kitagruppen wurde – natürlich coronakonform – online durchgeführt.
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Fakten
Laufzeit: seit 2004
Hauptamtliche Mitarbeit: Maike Berger, Birgit Pape, Kolja Schlote (58,5 Stunden pro Woche)
Ehrenamtliche Mitarbeit: Projektgruppe: 10 Personen, Fundraising-Team: 6 Personen, Public-Relations-Team: 2 Personen, Scouting-Team: 10 Personen
Kosten: 112.300 Euro
Kooperationen & Netzwerke: LeseWelten ist Partner der Stiftung Lesen im Netzwerk Vorlesen, Museumsdienst Köln
Förderer: Aktion Lichtblicke e. V., Aktion Mensch, Aktion Neue Nachbarn, AXA XL Insurance Company, CMS Hasche Sigle, Deutsche Bahn Stiftung gGmbH, Kreissparkasse Köln, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft, Marga und Walter Boll-Stiftung, Maternus Buchhandlung, Postcode Lotterie, Round Table e. V. Bergisch Gladbach, Stiftung Ein Herz Lacht, Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co KG, Volksbank KölnBonn, Volksbank Rhein-Erft-Köln, wir helfen – der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.
Spender*innen: 87 Privatpersonen
Ehrenamtliche Vorleser*innen: 100, davon 5 erstmals vermittelt
Einrichtungen, in denen jede Woche vorgelesen wird: 75
Kinder, denen (coronabedingt nur anteilig) wöchentlich vorgelesen wird: 450
„Weiterhin bin ich dankbar und stolz, ein Teil von DUO sein zu können. Es ist und bleibt eine Bereicherung. Nicht nur die Betreuung der Menschen mit Demenz, sondern auch euer Engagement, eure Koordination, eure Fürsorge für uns Freiwillige, insbesondere jetzt zu Coronazeiten.“
Sascha Mundt, Freiwilliger
DUO
Schöne Stunden für Menschen mit Demenz und ihre Familien DUO vermittelt Freiwillige zur stundenweisen Betreuung von Menschen mit Demenz, die zu Hause leben. Die Freiwilligen werden in einer vorbereitenden Schulung qualifiziert und besuchen anschließend für meist zwei bis vier Stunden wöchentlich eine oder mehrere Personen mit Demenz. Wir unterstützen ihr Engagement durch Erfahrungsaustausch, Supervision und regelmäßige Fortbildungen. Die Familien werden ebenfalls persönlich beraten, und die Betreuungen werden fortlaufend begleitet.
Gesellschaftliche Herausforderung Die meisten Menschen, auch die mit Demenz und ihre Angehörigen, wünschen sich, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben zu können. Eine Demenz führt zu einer erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz. Betroffene benötigen zunehmend praktische Hilfe bei nahezu allen alltäglichen Aktivitäten. Diese Unterstützung wird überwiegend durch Angehörige getragen. Neben der Belastung der ständigen Anwesenheit führt die demenzielle Erkrankung eines Angehörigen oft zur sozialen Ausgrenzung.
Lösungsansatz Die Betreuung von Menschen mit Demenz kann langfristig nur als Gemeinschaftsaufgabe gelingen. Hier ist ein Zusammenspiel von professioneller, familiärer, nachbarschaftlicher und ehrenamtlicher Unterstützung erforderlich. Ehrenamtliche Betreuung eröffnet den Engagierten neue Horizonte, sinnstiftende Aufgaben und neue soziale Kontakte. Die Familien erfahren wertvolle Entlastung und können selbstständiger leben: die Angehörigen durch die gewonnenen zeitlichen Freiräume, die Erkrankten durch die individuelle Begleitung, die ihnen ermöglicht, Aktivitäten fortzuführen, die sie allein nicht mehr bewältigen könnten.
Aktuelles DUO hat 2020 vieles entwickelt, um Menschen mit Demenz auch in der Coronapandemie zu unterstützen. Es gab tolle Aktionen, wie selbst genähte Masken für Freiwillige und schnelle Hygienekonzepte, um dringend benötigte Besuche trotz des Lockdowns fortführen zu können. Denn pflegende Angehörige sind durch die Kontaktbeschränkungen vielfach noch stärker belastet gewesen.
Da viele Freiwillige, zum Beispiel aufgrund ihres Alters, selbst zur Risikogruppe gehören, war es für die Koordinator*innen ein beratungsintensives Jahr. Alle Beteiligten sollten bestmöglich informiert die Risiken des Besuchsdienstes abwägen können. Ein Teil der Freiwilligen entschied sich für eine Einsatzpause, weshalb wir froh waren, 15 neue Freiwillige gewinnen und qualifizieren zu können.
Durch alternative Angebote wie Einkaufshilfen, Besuche vorm Balkon und regelmäßige Anrufe als Besuchsersatz haben viele Freiwillige die Kontakte aufrechterhalten, wo die gewohnten DUO- Besuche nicht möglich waren.
Die enge Vernetzung mit anderen Diensten und in den Demenznetzen hat geholfen, gute und individuelle Lösungen für Menschen zu finden, die Unterstützung brauchten.
Geplante Veranstaltungen durften vielfach nicht stattfinden und konnten zum Teil erfolgreich auf digitale Formate umgestellt werden. So fanden Austauschtreffen und auch Fortbildungen teils digital statt.
Einiges konnte auch in Präsenz durchgeführt werden, so konnte das Demenznetz Innenstadt einen Vortrag im Rahmen der Demenzwochen anbieten und statt Dankeschönfest gab es für die Freiwilligen dieses Jahr einen gemeinsamen Spaziergang am Kalscheurer Weiher.
Im Jahr 2020 haben sich 135 Freiwillige bei DUO engagiert. Insgesamt 5.561,5 Stunden haben sie mit Menschen mit Demenz verbracht und den Angehörigen freie Stunden ermöglicht. Sie sind mit den Menschen mit Demenz spazieren gegangen, haben sie zum Arzt begleitet, gemeinsam gekocht, zugehört und erzählt. Sie haben am Bett von schwer Erkrankten gesessen und waren immer wieder auch für die Angehörigen wichtige Gesprächspartner.
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Fakten
Laufzeit: seit 2006
Hauptamtliche Mitarbeit: Nadine Gold/Sophia Janker, Corinna Goos, Martina Thomas (46 Stunden bis März 2020, 39 Stunden ab April 2020)
Ehrenamtliche Mitarbeit: 1 Person
Kosten: 78.600 Euro (weiteres Budget beim Kooperationspartner)
Kooperationspartner: ASB Köln
Netzwerke & Dachverbände: AG Häusliche Unterstützungsdienste für Menschen mit Demenz durch Bürgerengagement, Demenznetz Innenstadt, Demenznetz Rodenkirchen
Förderer: Stadt Köln
Spender*innen: 3
Anfragen: 57 Personen
Beratungen: 25 Personen
Ehrenamtliche Helfer*innen: 135, davon 15 erstmals vermittelt
Menschen mit Demenz, die betreut wurden: 145
„Bürgerbeteiligung muss einen Humus aus guten Erfahrungen bilden, damit sie wachsen kann. Dies ist ein Dekadenprojekt, das von allen politisch Verantwortlichen eine stabile Haltung erfordert – über Wahlperioden hinaus. Erst so entsteht das notwendige Vertrauen in der Stadtgesellschaft.“
Prof. Klaus Selle
Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung
Einmischen ist erwünscht und möglich! Das Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung ist 2019 als zunächst einjähriges Pilotprojekt gestartet, das um ein Jahr verlängert wurde, um die vom Rat der Stadt Köln beschlossenen „Leitlinien für Öffentlichkeitsbeteiligung“ zu erproben. Das „Kooperative Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung“ wird von der Stadt Köln und der Kölner Freiwilligen Agentur gebildet. Der städtische Teil hat die Federführung und berät die Kölner Stadtverwaltung bei der Anbahnung und Durchführung von Beteiligungsverfahren. Der stadtgesellschaftliche, von der Kölner Freiwilligen Agentur getragene, Teil informiert und berät die Stadtgesellschaft zum Thema Öffentlichkeitsbeteiligung und motiviert Menschen, die nicht so ohne Weiteres von selbst kommen, zur Mitwirkung an Beteiligungsverfahren.
Aktuelles Dementsprechend lag 2020 der Schwerpunkt unserer Arbeit bei der Unterstützung von städtischen Beteiligungsvorhaben. Besonders intensiv waren wir für die Vorhaben „Quartiersplatz Am Salzmagazin“ (im Eigelsteinviertel) und „Grünflächengestaltung an der Glashüttenstraße“ (in Porz-Mitte) tätig. Hier konnten wir mit unseren Kompetenzen und Erfahrungen zu guten aufsuchenden Aktivitäten beitragen, die auch unter den erschwerten Coronabedingungen funktionierten und vielfältige qualitätsvolle Ergebnisse hervorbrachten. Auf ursprünglich geplante Bürgerversammlungen wurde verzichtet. Stattdessen wurden die Gespräche mit den Anwohner*innen in den öffentlichen Raum verlegt.
Zum Vorhaben „Quartiersplatz“ haben wir über dreieinhalb Wochen Ende Juni/Anfang Juli täglich mehrere Stunden rund um den Platz über das Vorhaben informiert und zur Eingabe von Gestaltungsvorschlägen motiviert. Ergänzend haben wir Nachbarschaftsgespräche im kleineren Rahmen durchgeführt. In der ersten Dezemberwoche wurden dann an sechs Tagen im Quartier die Ergebnisse aus der ersten Erhebungsphase präsentiert und zur Kommentierung eingeladen.
Zur Frage der zukünftigen Gestaltung der Grünfläche an der Glashüttenstraße in Porz haben wir an drei Tagen im September mit dem Format „Siedlungsgespräche“ die Bewohner*innen der angrenzenden Siedlungen gemeinsam mit Vertreter*innen der Fachverwaltung angesprochen und nach ihren Gestaltungsvorstellungen gefragt.
Kein klassisches Beteiligungsprojekt war unsere Unterstützungsarbeit zur Mobilisierung für die Integrationsratswahlen. Die Beteiligung der Wahlberechtigten (unter anderem Zugewanderte der ersten Generation) an diesen Wahlen ist üblicherweise sehr gering. Vor diesem Hintergrund haben wir dazu beigetragen, den Integrationsrat und seine Wahl bekannt(er) zu machen. Hierbei war es uns eine Freude, mit der Plattform STARK! im Kölner Norden, dem Integrationshaus Kalk, dem Verband Engagierte Zivilgesellschaft und nicht zuletzt mit der Geschäftsstelle des Integrationsrates zu kooperieren. Bei allen genannten Aktivitäten waren immer auch die Kolleg*innen vom städtischen Teil des Büros für Öffentlichkeitsbeteiligung dabei.
Im November haben wir uns schließlich erfolgreich auf zwei Folgeausschreibungen beworben, und zwar für das Förderprojekt „Förderung politischer Partizipation“ und für den Dienstleistungsrahmenvertrag für die „Stadtgesellschaftliche Beratung und Unterstützung bei städtischen Beteiligungsvorhaben“. Damit können wir 2021 und 2022 in etwas anderer Form und mit einem größeren Leistungsumfang an unsere zweijährige Aufbauarbeit mit dem „Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung“ anknüpfen.
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Fakten
Laufzeit: seit 2019
Hauptamtliche Mitarbeit:
Ulla Eberhard, Lara Kirch, Lisa Knobe, Dieter Schöffmann
Kosten: 75.000 Euro
Kooperationspartner: Stadt Köln
Beratungen und Netzwerkgespräche: 13
Ausblick auf das Jahr 2021
Das Jahr 2020 ist vorbei. Vorbei ist der Albtraum Donald Trump. Durch den Impfstoff sind auch unsere Ängste vorbei, hilflos dem Virus ausgeliefert zu sein. Das Ende des Tunnels ist absehbar. Alles gut, könnte man meinen. Nein, dem ist beileibe nicht so.
Die böse Saat, die Trump gesät hat, wird nicht ohne Weiteres verschwinden. Ein Präsident, der die Demokratie mit Füßen getreten hat, der wie gedruckt gelogen und Fakten negiert hat, wenn sie ihm nicht passten, hat – so fürchten wir – die politische Kultur nachhaltig beschädigt. Und das alles wird von einem großen Teil der Bevölkerung in den USA toleriert. Wir hätten uns nie vorstellen können, dass in dieser bisher so vorbildlich erscheinenden Demokratie so etwas passieren konnte.
Aber wir brauchen gar nicht nach den USA zu sehen. Was mittlerweile an Verschwörungstheorien im Raume herumschwebt und von vielen ungeprüft übernommen wird, das macht uns Angst. „Der freiheitliche Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Ernst-Wolfgang Böckenförde hat recht. Die Demokratie ist angewiesen auf Bürger*innen, die sie bejahen und für sie einstehen, ohne sie jedoch unkritisch zu betrachten. Doch diese Voraussetzung scheint nicht mehr unbedingt allgemeiner Konsens zu sein. Statt den Wahrheitsgehalt einer Meldung zu überprüfen, laufen mittlerweile viele Mitbürger*innen blind Rattenfänger*innen hinterher. Und dann alles noch mit dem Lächeln von Wissenden.
Wir als Kölner Freiwilligen Agentur möchten diesen undemokratischen Tendenzen entgegenwirken. Wir haben deshalb bei uns neben unseren alten Betätigungsfeldern einen neuen Bereich „Politische Partizipation“ geschaffen. Von den Anfängen hatten wir schon berichtet. In den vergangenen zwei Pilotjahren zur Erprobung der Leitlinien für eine Systematische Öffentlichkeitsbeteiligung waren wir vor allem mit der Unterstützung von städtischen Beteiligungsvorhaben befasst. Nur in einem geringen Maße konnten wir uns unabhängig davon einer allgemeinen Förderung der Beteiligungskultur widmen. Das ist von nun an anders – auch dank einer entsprechenden Förderung durch die Stadt Köln. Mit aufsuchenden Befragungen in den Stadtteilen, mit Qualifizierungsangeboten für Einzelne wie für Initiativen und Vereine, mit einer Öffentlichkeitsarbeit auf verschiedenen Kanälen werden wir dazu beitragen, dass eine demokratieförderliche politische Beteiligung in Köln zunimmt und hierzu insbesondere Menschen ermutigt und unterstützt werden, bei denen bislang die eine oder andere Hürde im Weg steht.
Ursprünglich waren wir eine reine Vermittlungsagentur. Dann haben wir uns entwickelt – auch zu einer Entwicklungsagentur, indem wir eigene Projekte wie beispielsweise LeseWelten, DUO und Flüchtlingsprojekte kreiert haben. Und nun erweitert sich unser Spektrum zu einer Agentur für politische Mitwirkung.
Wir sind überzeugt, dass dies ein richtiger zukunftsweisender Weg ist und er zur Stärkung gesellschaftlicher Verantwortung und Mitwirkung führt.
KÖLNER FREIWILLIGEN AGENTUR E.V.
Clemensstraße 7 50676 Köln
0221 / 888 278-0
0221 / 888 278-10
info@koeln-freiwillig.de
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